20.3.07

Teresa von Avila

Glaube und Menschlichkeit

1. Vorbemerkung

Teresa von Avila lebte bekanntlich im 16. Jahrhundert. Da sie eine spanische Ordensfrau war, ist sie in den spanisch-sprechenden Ländern seit jeher berühmt. Doch auch im deutschsprachigen Raum wird sie zunehmend populärer. Wer sich mit ihr beschäftigt, kann entdecken, daß sie uns (über vier Jahrhunderte hinweg) menschlich sehr nahe ist. Sie hat kleinere und größere Schwächen wie alle Menschen - und sie spricht ganz offen darüber! Wir wissen heute, daß sie nicht immer in Stimmung war, Gedichte zu machen, daß sie resigniert sein konnte und sich manchmal einsam fühlte, daß selbst sie in ihrem abenteuerlichen Leben die Langeweile zu spüren bekam, sich ab und zu von ihren Freunden gekränkt fühlte und vor Schwarzwurzeln ekelte. Gleichzeitig zeigt Teresa uns aber auch, daß man trotz aller Schwächen (oder auch trotz aller innerer Verwundungen) doch menschlich reif werden kann. Sie zeigt uns, daß trotz allem das Leben gelingen kann.

Ich denke, darin liegt das Geheimnis ihrer Attraktivität. Teresa zieht deshalb so viele Menschen in ihren Bann, weil sie sehr menschlich, sehr natürlich und spontan ist. Vielleicht kann man Teresas Beliebtheit verstehen, wenn man an ein Wort der großen Dichterin Gertrud von Le Fort denkt. Vor einigen Jahrzehnten forderte Gertrud von Le Fort mit dichterischer Sensibilität die Christen auf, sich zu ihrer "eigenen Menschlichkeit" zu bekehren. Denn nur wenn man den Menschen in sich rettet und von der Liebe Gottes Zeugnis gibt, dann "kann sich Gott im Menschen offenbaren." Diese Feststellung war sicher zu allen Zeiten gültig, gewinnt aber heute besondere Brisanz. Denn in den westlichen Industriegesellschaften, so hört man oft, ist wahre Menschlichkeit "der einzige Gottesbeweis, den weite Kreise der...Welt noch anzunehmen geneigt sind."

Teresa ist die erste Frau, die offiziell in den Rang einer Kirchenlehrerin erhoben worden ist. Dies geschah durch Paul VI. am 27. September 1970. Mit dieser Ernennung wurde feierlich zum Ausdruck gebracht, daß diese Reformerin, ja Gründerin eines neuen Karmelordens aus dem 16. Jahrhundert den Christen zu allen Zeiten, und gerade auch heute, etwas zu sagen hat. Karl Rahner bemerkte zu diesem Anlaß: "Das Charisma der Lehre, und zwar gerichtet an die Kirche als solche, ist kein Privileg des Mannes. Die Vorstellung, als ob die Frau die in geistiger und religiöser Hinsicht Unbegabtere sei, wird damit verworfen. Das Studium der Theologie durch die Frau wird hier ausdrücklich anerkannt."

Teresa ist die erste Frau, die offiziell als eine "Lehrerin" für die Christen vorgestellt worden ist; und dies geschah ausgerechnet in einer Epoche, in der die weibliche Identität vielen höchst unklar ist. Gerade durch ihre Ernennung zur Kirchenlehrerin wurde Teresa sowohl Christinnen als auch Christen zur Nachahmung empfohlen. Wie sie damals die Frauen und Männer ihrer Umgebung zu orientieren wußte, so vermag ihre Lehre auch heute Klarheit zu verschaffen. Es ist nicht ganz uninteressant, daß man ihre aufgewühlte Zeit - eine Zeit des Umbruchs in Kirche und Welt - wiederholt mit unserer Gegenwart verglichen hat. Wenn man nach der Identität des Christen fragt, kann es durchaus hilfreich sein, den Blick auf diese große Frau zu richten.

Im folgenden möchte ich einen kurzen Überblick über das Leben der Heiligen geben und einige ihrer Grundhaltungen herausstellen.

2. Jahre des Reifens

Teresa lebte in einer unruhigen, von Entdeckungen und Kriegen, Reformation und Gegenreformation bewegten Zeit. Sie wurde 1515 in Avila geboren, zwei Jahre bevor Martin Luther seine Thesen an der Schloßkirche zu Wittenberg anschlug, vier Jahre bevor Karl V. römischer Kaiser wurde, sechs Jahre bevor Cortés Mexiko eroberte... Ihr Leben verläuft zunächst unbeschwert und glücklich im engeren Kreis der Familie. Von ihren Eltern wird sie christlich erzogen. Teresa erinnert sich im späteren Leben immer noch daran, wie es auf sie gewirkt hat, als ihre Mutter ihr zum ersten Mal vom Himmel und von der Hölle erzählte. Sie war damals noch ein Kind (ein sehr empfindsames Kind), und sie war so bewegt davon, daß im Himmel das Glück, in der Hölle das Unglück ewig dauern sollten, daß sie an nichts anderes mehr denken konnte. Sie versetzte sich abwechselnd in den einen oder anderen Zustand hinein und sann lange darüber nach, was es wohl bedeuten könnte, "für ewig" gerettet oder "für ewig" verloren zu sein. Sie kam zu dem Schluß, daß keine Mühe zu groß sei, wenn es darum gehe, den Himmel zu erobern. Das hiesige Leben bequem einzurichten, lohne sich nicht im geringsten, da es ja nur ein Vorspiel für das endgültige sei, das niemals mehr aufhören würde... Also überredete sie kurzerhand ihren Lieblingsbruder Rodrigo, mit ihr ins Land der Mauren zu ziehen, um den Märtyrertod zu erleiden. So, hatte sie sich ausgerechnet, könnten sie auf kurzem und sicherem Weg in den Genuß der ewigen Glorie gelangen. Ihr erstes geistliches Abenteuer allerdings fand ein schnelles Ende. Vor den Toren Avilas liefen die Kinder ihrem Onkel Francisco in die Arme, und dieser brachte sie schmunzelnd zu den erstaunten Eltern zurück.

In der folgenden Zeit allerdings, gesteht Teresa, wandte sie sich zunächst unmerklich, dann immer deutlicher, von ihrem innersten, im Grunde nie aufhörenden Verlangen nach den ewigen Gütern ab. Nach dem Tod ihrer Mutter, sagt sie, ließ sie sich weniger von Frömmigkeit als von "Gefallsucht" leiten. (Sie war 13 Jahre alt, als die Mutter starb.) "Sobald ich nach meinen Kinderjahren die natürlichen Gaben erkennen konnte, womit der Herr mich reichlich ausgestattet hatte, habe ich auch schon begonnen, alle diese Gaben zu seiner Beleidigung zu mißbrauchen," sagt sie. Gegen Wissen und Willen des Vaters liest sie nun Ritterromane, die auch schon ihrer Mutter gefallen haben. Die darin geschilderte Welt nimmt sie schließlich so gefangen, daß sie viele Stunden des Tages und der Nacht damit zubringt, ein Buch nach dem anderen zu verschlingen; alles andere bedeutet für sie nur eine lästige Störung.

Teresa entschlüpft so immer mehr der geistigen Atmosphäre ihres Elternhauses. Sie nimmt immer mehr das Gehaben ihrer Romanfiguren an, beginnt, sich für Kleider, Schmuck, Parfüms und allerlei andere sog. "eitle Dinge" (wie sie es nennt) zu interessieren. Eine Jugendliebe, wahrscheinlich zu dem Nachbarsjungen Pedro, verwirrt sie auch ziemlich stark. Mit Hilfe einiger Hausangestellter kann sie Pedro oft heimlich treffen.

Teresas Vater aber merkt, daß seine Tochter sich immer mehr ändert. Er macht sich Sorgen wegen ihrer Entwicklung und steckt Teresa schließlich, mit 16 Jahren, in ein Klosterinternat von Avila. Reiche und vornehme junge Mädchen wurden hier angeleitet, ihr religiöses Leben zu vervollkommnen; Erwerb der Wissenschaften galt als überflüssig. Wenn man seinen Katechismus beherrschte, lesen, schreiben und ein wenig rechnen konnte, eine gute Näherin, Klöpplerin und Stickerin war und ein wenig von Musik verstand, so galt das als ausreichender Ballast.

Teresa sträubt sich anfangs dagegen, fühlt sich nach kurzer Zeit aber recht wohl in der Klosterschule. Mit der äußeren Trennung erfolgt auch eine innere Lösung von ihren Jugendfreunden. Die Sechzehnjährige ist des oberflächlichen Lebens inzwischen ohnehin müde und fügt sich leicht in die neue Gemeinschaft ein. Da sie ein sympathisches Wesen hat, wird sie bald von den Lehrerinnen und Mitschülerinnen geliebt.

Nach eineinhalb Jahren Klostererziehung aber erleidet Teresa eine schwere Krankheit; es scheint, daß diese Krankheit Folge eines inneren Zwiespalts ist. Teresa ist aufgewühlt durch das Problem ihrer Berufswahl, das geklärt und gelöst werden muß. Einerseits spürt sie, daß Gott sie ruft, andererseits wehrt sie sich innerlich mit aller Kraft dagegen, Ordensschwester zu werden. Dabei ist ihr der Ewigkeitsgedanke aber weiterhin tief eingeprägt. Sie hatte ihn zwar in den letzten Jahren überdeckt, verleugnet, verdrängt durch ein zunehmend oberflächlicheres Leben, doch er war nie völlig ausgelöscht. Schließlich hält Teresa die innere Spannung nicht mehr aus: mit 20 Jahren entschließt sie sich, in ein Kloster einzutreten, Karmelitin zu werden. Dabei ist das ausschlaggebende Moment nicht etwa die Gottesliebe, sondern eine ziemlich ausgeprägte Angst um das eigene Heil: "Ich sah jetzt ein, daß der Ordensstand der beste und sicherste für mich sei; wenn auch mein Wille noch nicht ganz dazu geneigt war, so kam ich doch allmählich zu dem Entschluß, mir selbst Gewalt anzutun, um Nonne zu werden," sagt Teresa rückblickend.

Für einen Ungläubigen mag es leichter sein, mit Ruhe an den eigenen Tod zu denken. Denn je fester man sich einredet, daß er das absolute Ende bringt, desto weniger braucht man sich um ihn zu sorgen. Teresa aber glaubt an ein anderes Leben, ein herrliches oder auch schreckliches, und deshalb zittert sie.

Teresas Vater allerdings war mit den Plänen zum Klostereintritt überhaupt nicht einverstanden. Er hing zu sehr an seiner Tochter, als daß er gleich in das Vorhaben hätte einwilligen können. Seine Söhne Fernando und Rodrigo verließen ihn gerade in diesen Jahren, um an den Eroberungskämpfen im neu entdeckten Amerika teilzunehmen; Juan, der Älteste, war bereits als Hauptmann der Infanterie in Afrika gefallen. Der Plan seiner zweiten Tochter, sich von ihm zu trennen, stieß bei ihm daher zunächst auf schroffe Ablehnung.

Doch unsicher und zaghaft war Teresa schon als Kind nicht gewesen. Ein Entschluß gegen die Natur kostete sie zwar viel; war er aber gefaßt, dann konnten keine Hindernisse sie davon abbringen. So nahm sie sich vor, gegen den Willen des Vaters und ohne seine Erlaubnis den Ordensberuf zu ergreifen. Eines Tages "überredete" sie daher einen ihrer jüngeren Brüder, heimlich mit ihr ins Kloster zu fliehen - er zu den Dominikanern (die ihn allerdings nicht sofort aufnahmen, da sie von dem Verbot des Vaters wußten), sie zu den Karmelitinnen im Menschwerdungskloster außerhalb der Stadttore von Avila. Teresa erzählt von dem Tag ihrer Flucht: "Es war mir damals ... in Wahrheit so zumute, daß ich glaube, der Tod könnte nicht furchtbarer für mich sein; denn es kam mir vor, als würden mir alle Knochen aus dem Körper gerissen."

Die ersten Klosterjahre stehen ganz unter dem Zeichen der Ewigkeitssehnsucht. Unbedingt und radikal, wie es ihrer Veranlagung entspricht, gibt Teresa sich den Pflichten ihres neuen Standes hin. Noch einmal müht sie sich - nun mit der klaren Sicht einer jungen Erwachsenen-, den Himmel im Sturm zu erzwingen. Durch ein Übermaß an körperlichen Bußübungen geht sie dabei weit über alles hinaus, was die Ordensregel ihr auferlegt. Doch lange kann sie solch ein hartes, entsagendes Leben nicht aushalten, da sie gleichzeitig die Welt mit all ihren Annehmlichkeiten leidenschaftlich liebt. Das wird ihr mehr und mehr bewußt. Sie sieht die Forderung, das Leben auf Gott auszurichten, kann dieser Forderung aber nicht nachkommen, da es sie danach drängt, das Leben zu genießen. Langsam läßt sie ab von ihren strengen Gewohnheiten, ist dadurch aber tief enttäuscht von sich selbst, ernüchtert über die Möglichkeit eines schnellen Aufstiegs zu Gott. Resigniert und innerlich gelähmt gelangt sie in eine später von ihr heftig beklagte Mittelmäßigkeit. "Es hat den Anschein, als ob ich versprochen hätte, nichts von dem zu halten, was ich gelobte," sagt sie von sich selbst.

Um das Gewissen zu übertönen, beginnt sie nun, sich "von einem Zeitvertreib in den anderen, von einer Eitelkeit in die andere und von einer Gelegenheit in die andere zu werfen." Das ist möglich, weil sie in ihrem Kloster nicht in Klausur lebt. Sie ist charmant, sympathisch, geistreich, - und deshalb als Gesprächspartnerin sehr beliebt. Sie bekommt Besuch von Verwandten, Bekannten und Freunden, von vielen Adeligen und Gelehrten aus der ganzen Umgebung. Alle wollten sich gern mit ihr unterhalten. Teresa beschreibt den inneren Zustand, in dem sie sich befand, sehr deutlich: "Auf der einen Seite rief mich Gott, auf der anderen folgte ich der Welt. Während ich große Freude an allen göttlichen Dingen hatte, fesselten mich die weltlichen." In dieser Spannung lebt Teresa viele Jahre, "beständig fallend und sich wieder erhebend, leider aber nur, um danach aufs neue zu fallen" - so sagt sie selbst. Innerlich fühlt sie sich aufgerieben und leer. Als ihr Vater stirbt, pflegt Teresa ihn und sagt, daß sie der Seele nach noch viel kränker sei als der Vater am Leib.

Teresa fühlte sich hin- und hergerissen zwischen Kloster und "Welt". So ging das fast 20 Jahre. Dann geschah etwas Eingreifendes. Als fast 40jährige erfährt Teresa eine große Bekehrung in einem außergewöhnlichen Gnadenerlebnis. Sie ist einmal in der Kapelle ihres Klosters, betrachtet dort ein Christusbild, vertieft sich immer mehr in dieses Bild und erkennt auf einmal in aller Deutlichkeit, daß der Gott, dem sie ihr Leben geweiht und gewidmet hat, ganz anders ist, als sie oft fürchtete. Er offenbart sich ihr nicht als strenger Richter, sondern als unendlich liebevoller Freund, der sanftmütig alle Schuld der Menschen trägt, der sich nach Liebe und Freundschaft sehnt, doch selbst von seinen engsten Vertrauten abgelehnt, verhöhnt, gequält, bespuckt und zutiefst verwundet wird. "Bei dem Gedanken an die Undankbarkeit, womit ich ihm diese Wunden vergolten, war mein Schmerz so groß, daß mir das Herz zu brechen schien," erzählt Teresa. "Ich...bat ihn von ganzem Herzen, er möge mich doch endlich einmal stärken, damit ich ihn nicht mehr beleidige."

Von diesem Tag an fühlt Teresa sich umgewandelt. Ihr "hartes Herz", über das sie früher bisweilen zu klagen pflegte, ist ergriffen von Reue und Liebe - Reue über die Zeit, in der sie kleinlich-berechnend vor allem an die eigene Rettung dachte; Liebe zu dem von vielen verschmähten Christus, an dessen Seite ihr nun kein Opfer mehr zu groß erscheint. "Wenn Du, o Herr, dies alles für mich leiden willst, was ertrage ich für Dich? Warum beklage ich mich überhaupt?... Wir wollen zusammen gehen, mein Herr; wohin Du gehst, dahin muß auch ich gehen, und was Du erduldest, das möchte auch ich erdulden."

Geistliche Gnaden, auch außergewöhnliche, nahmen nun beständig in der Heiligen zu. Teresa begann, Visionen aller Art zu haben. Sie zweifelte anfangs an der Echtheit ihrer Erscheinungen und suchte Rat in einer zuverlässigen Seelenführung. Doch sie fand niemanden, mit dem sie über ihre Erlebnisse hätte sprechen, der ihr die Befürchtungen hätte nehmen können. Die Beichtväter des Klosters verstanden sie nicht. Im Gegenteil, sie sagten, ihre Visionen seien "vom Teufel". Sie hatten Angst, daß es sich um Phantasie und Hysterie handelte.

Teresas Visionen wurden immer mehr in der Stadt bekannt. Viele Leute verhöhnten die Karmelitin. "Nachdem sie das Klosterleben 20 Jahre nicht ernst genommen hat, will sie jetzt auf einmal heilig werden," sagte man. Teresa gesteht in ihrer Autobiographie: "Ich hatte nicht einen Menschen, zu dem ich meine Zuflucht nehmen konnte. Denn alle waren gegen mich." Aber langsam setzte sich die Wahrheit doch durch, und immer mehr Theologen gelangten zu der Überzeugung, daß die Visionen gottgewirkt waren.

Teresa lebt nun in ständig wachsender Vertrautheit mit Christus. Er wird ihr zu einem richtigen Freund, mit dem sie einfach und spontan sprechen kann, mit dem sie bisweilen auch Meinungsverschiedenheiten austauschen kann, dem sie dann aber immer wieder gern gehorcht, weil sie ihn über alles liebt. Nie vergißt sie, daß Christus Gott ist, königlicher Herrscher über Himmel und Erde. Doch das flößt ihr nun keine Furcht mehr ein, im Gegenteil: Sie hat ja erfahren, daß dieser große Gott mit all seiner Macht auf der Seite der Menschen steht; daß er die Menschen mehr liebt, als diese sich selbst lieben können, und sogar mehr als diese selbst ihr Glück und ihre ewige Seligkeit wünscht. Sie weiß auch, daß dem allmächtig-barmherzigen Gott nichts unmöglich ist. Selbst wenn man sich viele Jahre gegen ihn empört oder gleichgültig von ihm entfernt hat, so tut er nichts lieber als verzeihen, und er lädt auch am Ende eines verpfuschten Lebens zur Freundschaft ein.

3. Liebe zu den Menschen

Teresas Leben allerdings soll noch lange nicht zu Ende sein. Sie sorgt sich nun um die vielen anderen Menschen, die aus Unwissenheit, Hochmut oder Angst Gottes Güte noch nicht angerufen haben. Sie hat nun den leidenschaftlichen Wunsch, den anderen Menschen auch zu helfen, mit Gott vertraut zu werden. Dies bewegt sie, bis ins hohe Alter hinein unermüdlich zu schaffen, auf einem Planwagen oder Maulesel von Stadt zu Stadt zu ziehen, um ihren Orden zu reformieren. Überall gründet sie neue Konvente. Ihr Eifer für die Seelen ist entflammt. Daher kann sie auch die stärksten Widerstände, eigene Krankheiten und selbst drückende Mutlosigkeiten überwinden.

Widerstände hatte Teresa bei ihrer Reformarbeit mehr als genug. Denn die Welt, in der sie sich bewegte, war tatsächlich nicht immer "frauenfreundlich". Mit Recht sagt Teresa, die Zeiten seien für die Frauen, besonders für die frommen unter ihnen, wirklich "hart". Im Spanien des 16. Jahrhunderts herrschte tatsächlich eine starke Mißachtung der Frau, die einerseits durch die fast siebenhundertjährige Vorherrschaft des Islams erklärt worden ist, andererseits aber auch durch einzelne katholische Theologen nicht wenig geschürt wurde. Einige führende Theologen etwa stritten den Frauen sogar die Fähigkeit zum echten innerlichen Beten ab: Sie sagten, Frauen würden durch ihre Phantasiebegabung allzu leicht in die Häresie getrieben; daher sollten die Frauen auf die sichere Unterweisung der Männer hören und lieber das unbedenkliche mündliche Gebet pflegen. (Sie sollten also nur Vaterunser und Avemaria beten und sich nicht spontan und frei an Gott wenden.) Extrem ausgedrückt findet sich diese Haltung bei dem spanischen Schriftsteller Franz von Osuna. (Andere Werke von ihm schätzte Teresa übrigens sehr; doch in einem seiner Werke gibt er dem Mann folgende Ratschläge:) "Sobald du siehst, daß deine Frau hin- und herwallfahrtet und sich Andächteleien hingibt und sich einbildet, heilig zu sein, dann schließ deine Haustür ab. Und wenn das nicht reichen sollte, dann brich ihr das Bein, wenn sie noch jung ist, denn hinkend kann sie auch von ihrem Haus aus ins Paradies kommen, ohne verdächtigen Frömmigkeitsübungen nachzugehen. Für die Frau reicht es, eine Predigt zu hören, und ihr, wenn sie mehr will, ein Buch vorzulesen, wenn sie spinnt, und sich der Hand ihres Mannes zu unterstellen."

Die Geschlechter wurden also alles andere als gleich behandelt. Teresa erzählt von einem Elternpaar, das so enttäuscht über die Geburt der fünften Tochter war, daß es diese als kleines Kind "von morgens bis abends" allein ließ und sich nicht um sie kümmerte. Sowohl im privaten Umgang als auch im öffentlichen Leben und in den Bildungsmöglichkeiten zeigte sich eine starke Minderbewertung der Frau. Ab und zu werden bei Teresa echte Klagen laut: "Ich bin ja nur ein Weib, aber wäre ich doch wenigstens frei!" Trotz allem aber handelte es sich in der damaligen Zeit wohl weniger um einen besonders ausgeprägten Frauenhaß (wie einige Autoren heute meinen), als vielmehr um eine habituelle Mißachtung der Frau, verbunden mit einer dumpfen Unbewußtheit.

Diese allgemeine Mißachtung der Frau bekam auch Teresa ab und zu hart zu spüren. Anläßlich ihrer Gründung des ersten reformierten Klosters beispielsweise war der Bürgermeister von Avila sehr mißtrauisch: Bei einer Versammlung erklärte er: "Tatsächlich haben wir in jüngster Zeit solche vom Geist der Lüge beeinflußten Frauen gesehen, und übrigens ist es schon von jeher gefährlich gewesen, Neuerungen Gehör zu schenken, zu denen ihr Geschlecht ohnehin zu große Neigung hat." Ein Theologieprofessor (Bartolomé de Medina) ging in seiner mißtrauischen Haltung gegenüber Teresa sogar so weit, daß er öffentlich in einer Vorlesung sagte, es sei "Sache von dummen Frauen, von einem Ort zum anderen zu ziehen; sie sollten viel besser zu Hause bleiben, um dort zu beten und zu spinnen."

Teresa weiß genau, daß man von ihr, insofern sie eine Frau ist, nichts oder nur sehr wenig hält. Zu den Schwierigkeiten ihrer ersten Klostergründung bemerkt sie gelassen: "Jetzt, nachdem es so ins Stocken geraten war, befestigte sich die Meinung, das Ganze sei nur eine Weibergrille gewesen." Doch statt zu resignieren, beruft sie sich gerade auf ihr Frausein, um zu handeln. Aufmunternd schreibt sie kurze Zeit später an ihre Töchter (die Karmelitinnen): "Wir (Frauen) müssen mit Werken predigen, solange man uns daran hindert, es mit Worten zu tun."

Einer bekannten Überlieferung nach soll ein Nuntius (Sega) über Teresa geäußert haben, "sie sei ein unruhiges, umherschweifendes, ungehorsames und widerspenstiges Weib, das unter dem Schein der Frömmigkeit schlechte Lehren erfinde, gegen die Verordnung des Konzils von Trient die Klausur nicht beachte und sich als Lehrerin ausgebe gegen die Vorschrift des heiligen Paulus, daß die Frauen nicht lehren dürfen." Teresa antwortet auf solche Vorwürfe in der ihr eigenen Art, taktisch geschickt und selbstbewußt: "Während ich über die Worte des heiligen Paulus, betreffend der Zurückgezogenheit, in welcher die Frauen leben sollen, nachdachte," schreibt sie in einem ihrer Berichte, "da kam mir in den Sinn, Gott wolle vielleicht, daß sie die Regel meiner Handlungsweise seien. Aber Christus selbst sagte mir: 'Sage ihnen, daß sie sich nicht bei einer einzigen Stelle der Heiligen Schrift aufhalten, sondern die anderen in Erwähnung ziehen und sehen sollen, ob sie mir wohl die Hände werden binden können." Teresa stützte sich auf die Autorität Gottes selbst, um ihr Handeln zu rechtfertigen. Das gab ihr den Mut, sich ihren männlichen Oberen, die sie maßregeln und strafen wollten, freimütig gegenüberzustellen. "Auch wenn wir Frauen nicht gut sind für Ratschläge, manchmal treffen sie doch," sagt sie etwas ironisch. Einem anderen Vorgesetzten gegenüber formuliert sie noch schärfer: "Ich bin freilich sehr dreist. Zerreißen darum Euer Gnaden diese Zeilen, wenn Ihnen meine Sprache unrecht scheint; aber seien Sie versichert, daß ich vor dem Angesicht der Könige selbst noch kühner sprechen würde." Dabei sucht Teresa keine Auseinandersetzung. Sie hat nur das genügende Selbstbewußtsein, um das, was sie mit der Gnade Gottes als richtig und notwendig erkennt, auch durchzusetzen - und sich dabei weder von Klerikern noch von Gelehrten hindern zu lassen.

Teresa verfolgte sogar den Plan, den männlichen Zweig des Karmel zu reformieren. Sie wollte auch neue Mönchsklöster gründen. Dazu brauchte sie männliche Helfer. Sie fragte Antonio de Heredia, einen angesehenen Prior von einem der bestehenden Karmelitenklöster, um Rat, und dieser bot sich ihr spontan als Reformhelfer an. Teresa war überrascht, doch nicht ganz erfreut. Sie hielt Ausschau nach noch einem anderen, der anspruchsloser, unbedingter, vielleicht feuriger war. "Ich traute ihm nicht den Geist und die Kraft zu, eine so strenge Lebensweise auf die Dauer zu ertragen", urteilt sie über Pater Antonio, "weil seine schwächliche Natur nicht daran gewöhnt war." Kurze Zeit später traf sie einen noch sehr jungen Karmeliten und Neupriester, der - genau wie sie - das Leben in diesem Orden zu bequem fand und sich mit dem Gedanken trug, Kartäuser zu werden. Beim ersten Treffen mit diesem Karmeliten wußte Teresa, daß dieser der Reformhelfer war, den sie brauchte. Und sie schaffte es tatsächlich, mit dem berühmten Charme ihrer Persönlichkeit, ihn für ihre Sache zu gewinnen. Es war Johannes vom Kreuz.

Entgegen der allgemein üblichen Mißachtung der Frau wurde Teresa aber auch von vielen ihrer Zeitgenossen hoch geschätzt. Von vielen Theologen ist ausdrücklich überliefert, daß sie Teresa für "eine wahrhaft große Frau" hielten. Während der Einweihungsfeiern zum neuen Konvent in Sevilla kniete sich der Erzbischof persönlich vor ihr nieder, um ihren Segen zu empfangen. Und Ludwig von León, der bekannte spanische Dichter, gab ihre Werke mit einem großartigen Widmungsbrief heraus, in dem er ihre theologische Arbeit würdigte. Teresa hat zwar die "antifeministischen" Tendenzen ihrer Zeit in aller Härte erfahren. Doch sie konnte sich auch immer auf Mitarbeiter stützen, die sie bewunderten und liebten.

Zu allen Zeiten hat es wohl Irrtümer und Verengungen des "Frauenbildes" - auch seitens kirchlicher Repräsentanten - gegeben. Zu allen Zeiten gab es aber auch Kirchenvertreter, die sich dieser Sicht widersetzten. Teresa hat unter den einen gelitten und ist von vielen anderen gefördert worden. In dieser Hinsicht ging es ihr wohl nicht anders als jedem anderen Menschen auch, der (ob Mann oder Frau) im Laufe des Lebens von den verschiedensten Seiten Liebe und Unverständnis, Gunst und Mißgunst erfährt.

Als Ordensfrau war Teresa unabhängiger als die meisten verheirateten Frauen ihrer Zeit. Als Priorin war ihr ein Bereich anvertraut, in dem sie ebenso Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen mußte wie Männer in vergleichbaren Ämtern. Als Reformerin des Karmel schließlich war sie in mancher Hinsicht ihren männlichen Mitarbeitern überlegen. Denn sie, eine Frau, war ermächtigt, auch neue Mönchsklöster zu gründen. Sie hatte folglich auch Männern den Weg zu weisen.

Die Liebe zu Gott brachte Teresa nicht von den Menschen weg, sondern im Gegenteil noch viel näher zu den Menschen hin. Da Gott als Mensch Jesus Christus in die Geschichte eingetreten ist, kann man im Umgang mit ihm nicht "weltfremd" sein. Gerade die Liebe zu Jesus Christus macht "realistisch" und setzt Kräfte frei zum Engagement für die Welt.

Ein Gebet von Teresa lautet: "O mein Jesus, so groß ist Deine Liebe zu den Menschenkindern, daß man Dir den größten Dienst erweist, wenn man sich nicht Dir, sondern ihnen zuwendet, denn dann ist man Dir am tiefsten verbunden. Wer den Nächsten nicht liebt, liebt auch Dich nicht, mein Herr, der Du mit deinem Blute deine Liebe zu uns Adamskindern bezeugt hast."

4. Einzelne Grundhaltungen

Teresa ist eine große Heilige der Kirche geworden. Sie empfing von Gott viele übernatürliche Gnaden. Ihre Visionen und Offenbarungen sind weithin bekannt. Das Faszinierende an ihr sind aber, denke ich, gar nicht diese außergewöhnlichen Ereignisse ihres Lebens, sondern das wirklich Beeindruckende ist ihre warme Menschlichkeit. Bei aller Auserwähltheit bleibt Teresa immer schlicht, natürlich, herzlich. Sie ist fähig, auf die anderen zuzugehen und Freundschaft zu schließen. Dabei gibt sie sich immer so, wie sie ist. Formalismen und Titel sind ihr zuwider. Sie mag nicht mit "Ehrwürdige" angesprochen werden, auch nicht mit "Reverenda" oder "Señora". Die Sucht anderer nach Ehrenbezeichnungen kann sie ebenfalls nicht ganz ernst nehmen. Einmal klagt sie - sehr freimütig, wie es ihre Art ist - über die Unsitten ihrer Zeit: "Nun aber braucht man schon für die bloßen Überschriften der Briefe eine eigene Schule, um zu lernen, wie sie anzubringen sind; denn da muß man bald auf der einen Seite, bald auf der anderen Raum lassen, und jene, die man zuvor noch nicht 'Euer Herrlichkeit' zu nennen pflegte, muß man nun 'Euer Durchlaucht' titulieren."

Teresa hat ein Herz, und sie setzt es ein. Einfach und vertrauensvoll kommt sie jedem entgegen, der ihr begegnet, und jeden nimmt sie als Menschen radikal ernst. Bei einer hochadeligen Dame entschuldigt sie sich anfangs für die "Kühnheit", es zu wagen, diese mit "Freundin" anzusprechen. Später läßt sie diese Konventionen fallen und begegnet höher- wie niedriggestellten Persönlichkeiten mit derselben schlichten Offenheit.

Bei all ihrer Heiligkeit (oder besser vielleicht: gerade wegen ihrer großen Heiligkeit) ist Teresa überaus menschlich. Sie fordert zwar, daß die Liebe nicht in der Sinnlichkeit haften bleibe, hält aber nichts davon, die Regungen des menschlichen Herzens irgendwie zu unterdrücken. Auch eine "rein geistige" (eine sogenannte "platonische") Liebe bedeutet für sie eine Verkümmerung, denn "wir sind keine Engel." Reife menschliche Liebe geht für die Reformerin als Frucht aus der harmonischen Vereinigung von Geist und Sinnen hervor. Ihre Antriebe kommen aus dem Willen, aber auch aus der natürlichen Empfindung, aus der Gnade, aber auch aus der Sympathie. Teresa selbst käme nie in den Sinn, die Komplexität der menschlichen Natur zu verleugnen. Vielleicht hat sie deshalb gewollt, daß in den Reformklöstern nur eine kleine Anzahl von Schwestern leben, um es allen zu ermöglichen, in echter Freundschaft verbunden zu sein. Andererseits wünscht sie denen, die im geistlichen Leben voranschreiten wollen, daß es ihnen gelingen möge, die Menschen "nur noch wegen Gott" zu lieben. Denn sie selbst hat in der inneren Unabhängigkeit von den Geschöpfen kreative Ruhe erfahren.

Freundschaft ist für Teresa folglich mehr als nur ein gefühlsmäßiges Miteinander oder eine angenehme Begegnung. Sie bedeutet wirkliches Engagement für den anderen Menschen, für sein geistiges, aber auch für sein leibliches Wohl. Das kommt unter anderem in unzähligen ganz materiellen - und sogar banalen - Kleinigkeiten zum Ausdruck.

Als Frau ist Teresa sehr konkret in ihrer Zuneigung. Sie läßt nie außer acht, was die anderen an täglicher, praktischer Zuwendung brauchen. So empfiehlt sie beispielsweise Rezepte gegen Rheumatismus, gegen Kopfweh oder Bleichsucht (eine Fieberkrankheit); so besorgt sie für die Kranken Sirup und Heilwasser aus Loja, sendet der Priorin des Dominikanerinnenklosters von Valladolid eine Medizin, die ihr selbst geholfen hat, drückt einem Geistlichen, dem späteren Erzbischof von Ebora, ihr Bedauern darüber aus, daß er kein gutes Wetter für seine Kur habe, und ist bekümmert wegen der Zahnschmerzen ihres früheren Beichtvaters Don Dávila. Ebenso bemitleidet sie ihre Nichte Teresita, der zwei Ringe verlorengegangen sind, und drückt ihre Freude über das Wiederfinden dieser Ringe gleich in zwei Briefen aus. Auf ihren Reisen ist sie besorgt, daß ihre Begleiter einen Imbiß bekommen; ihrem Neffen Didacus schickt sie als Trost für den Tod seiner Gattin ein herzliches Schreiben, dem sie noch zwei Melonen zufügt.

Teresa ist großzügig, wenn es darum geht, andere froh zu machen. Den Schwestern ihres Klosters verschafft sie Gewürze und Balsam, ihrem Bruder Lorenzo schickt sie Marmelade, einem Administrator schenkt sie ein Parfümfläschchen und einen kleinen Krug, den sie selbst erhalten hat und als den "schönsten" betrachtet, der ihr je zu Gesicht kam. Ihrem Bruder Lorenzo schreibt sie: "Ich meinerseits habe keine Not an etwas, sondern im Gegenteil Überfluß an allem. Darum werde ich von dem Almosen, das Sie mir zugesandt haben, meinen Schwestern mitteilen und das übrige zu guten Werken verwenden."

Als praktische, weltoffene Frau kennt Teresa die Probleme der Menschen. Den vielen, die bei ihr Rat und Trost suchen, gibt sie immer auch noch etwas anderes mit, nämlich das Bewußtsein, daß sie mit ihnen fühlt, daß sie Schmerz und Empörung empfindet wie sie. Sie zeigt sich solidarisch. Sie kann mit den anderen mitleiden und sich auch mit ihnen zusammen freuen. Sie interessiert sich einfach für die kleinen und auch für die großen Probleme der anderen und hilft, wo sie kann - zumindest mit einem guten Rat und der Versicherung, die Sorgen mitzutragen. Dabei ist sie ein verständnisvoller Gesprächspartner. Sie kann zuhören, manchmal stundenlang. "Über menschliche Schwachheiten entsetze ich mich nicht," pflegt sie zu sagen.

Es ist leicht, offen zu Teresa zu sein, da diese selbst allen gegenüber aufrichtig, ursprünglich und spontan ist. "Hier und da sage ich immer mehr, als mir lieb ist, und doch sage ich nicht alles, was ich wünsche," gesteht sie. Trotzdem macht Teresa sich nicht die Mühe, ihre Briefe durchzulesen. Den Empfängern rät sie einfach, die fehlenden Buchstaben einzusetzen; solange man verstehe, was sie sagen möchte, brauche sie nicht die Zeit mit überflüssigen Arbeiten zu verlieren.

Teresa spricht aus, was sie denkt und fühlt: etwa daß ihr die Leute in Kastilien mehr zusagen als die Leute in Sevilla (mit deren Mentalität sie nur schwer zurechtkommt); oder aber, daß es ihr lieb wäre, die Schwiegermutter ihres Neffen los zu sein. Einem Mitarbeiter schreibt sie klipp und klar: "Seit langer Zeit hatte ich keinen solchen Anlaß mehr zur Selbstbeherrschung wie heute beim Empfang Ihres Briefes. Denn ich bin noch nicht so demütig, daß ich es ertragen könnte, für so eitel gehalten zu werden. Noch nie hätte ich einen Brief von Ihrer Hand so gern zerreißen mögen wie diesen." Dabei macht es Teresa gar nichts aus, ihre eigenen Fehler mit Namen zu nennen. Sie gibt zu, wenn sie etwas nicht weiß oder kann; sie sagt, wenn sie sich ärgert oder freut oder Trost braucht. Kurz, sie unterbreitet ihr ganzes Leben und Streben mit einer unglaublichen Ehrlichkeit den anderen Menschen.

Dabei ist das Briefeschreiben anstrengend für Teresa. Außerdem ist ihr der Lärm von gesellschaftlichen Veranstaltungen recht lästig, und sie sehnt sich oft genug nach Ruhe und Erholung. Hin und wieder bekennt sie: "Keine geringe Beschwerde ist es für mich, an jedem Ort die verschiedenen Charaktere so vieler Menschen zu ertragen." Doch jemandem die Freundschaft anzubieten, bedeutet für sie auch, bereit zum Opfer zu sein, sich (manchmal bis zur Erschöpfung!) für die anderen zu engagieren - und nicht rechnend und berechnend vor sie hinzutreten und Forderungen zu stellen.

Wenn andere Menschen ihr Gutes tun, zeigt sich Teresa gerührt und gedrängt, eine Gegengabe zu leisten. Dankbar zu sein, gehört zu ihrer großzügig angelegten Natur dazu. "Mit einer Sardine, die man mir schenkt, könnte man mich gewinnen;" das sagt sie von sich selbst. In unzähligen Briefen bedankt sie sich, manchmal recht überschwenglich, für Butter und Quitten, für Nüsse, die ihre Gesundheit fördern, Balsam und Zuckergebäck - und manchmal auch für Dukaten.

Teresa hat ein großes Herz; doch dabei ist sie weder verträumt noch sentimental. Im Gegenteil, sie steht fest auf dem Boden der Realität, ist entscheidungsfreudig und voll Energie. Wenn ein neues Kloster gegründet werden soll, ist sie es, die Mittel und Wege zur konkreten Verwirklichung dieses Planes sucht. Die Last trägt sie fast immer ganz allein. "Hilf dir selbst, und der gute Jesus wird dir zu Hilfe eilen!" Das ist ihr Motto. Sie organisiert Reisen, besorgt oft selbst die Häuser der neu zu gründenden Konvente, leitet die Umbauten und weiß mit Zähigkeit und diplomatischem Geschick, die erforderlichen Genehmigungen zum Einzug der Ordensleute zu erwerben.

Für Teresa ist es nicht schwer, das Vertrauen von Kardinälen, Fürsten und Architekten zu gewinnen. Ihre diplomatischen Talente kennt sie selbst sehr genau; einem Pater schreibt sie ganz offen: "Ich bin eine gute Unterhändlerin, wie es Ihnen mein Freund Waldemar sagen kann, wenn Sie es nicht glauben sollten." Sie pflegt ihren Mitarbeitern auch gute Ratschläge zu geben, wie man sich verhalten muß, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Als z.B. ein neues Haus gekauft werden soll, ermahnt sie die anderen: "Handeln Sie in der Weise, daß Sie kein großes Verlangen zeigen, dieses Geschäft abzuschließen, damit man den Preis nicht erhöht."

Teresa ist klug, aber sie ist auch kühn in ihren Plänen und in ihren Forderungen. "Niemals habe ich aus Furcht vor Schwierigkeiten eine Stiftung unterlassen," sagt sie selbst. Als eine Verfolgung gegen sie und ihren Orden ausbricht, bleibt sie gelassen. Sie hat keine Bedenken, Philipp II. persönlich zu schreiben, damit er ihr helfe. Sie bittet den König auch direkt, dafür zu sorgen, daß Johannes vom Kreuz aus dem Klosterkerker befreit werde, und verteidigt eigenhändig ihre Mitarbeiter vor ihm. Ebenso unbekümmert-mutig wendet sie sich an den von vielen gefürchteten Großinquisitor und nimmt Stellung zu ungerechten Vorwürfen. Einer ihrer Freunde sagt von ihr. "Früher war sie furchtsam; jetzt aber tritt sie alle höllischen Geister mit Füßen. Sie ist weit entfernt von aller Ziererei und allem weibischen Wesen, ganz frei von übertriebenen Ängstlichkeiten und die geradeste Seele, die es gibt."

Hat Teresa einmal etwas als gut erkannt, ist sie bereit, sich ganz dafür zu verausgaben. "Wenn man uns auch steinigen würde, wie es in Avila bei der Stiftung des ersten Reformklosters fast geschehen wäre," sagt sie (übrigens zu Recht), "dann stünde es um die Sache Gottes doch gut." Als geschickte Diplomatin weiß Teresa auch, was sie von den anderen verlangen kann. Einem Bekannten, der zur Mitarbeit bereit ist, schreibt sie freimütig: "Denken Sie ja nicht, daß Sie unserem Herrn nur das geben werden, was Sie jetzt im Sinne haben, sondern noch weit mehr."

Wenn es für das Wohl der Reform notwendig ist (und nur dies interessiert Teresa letztlich!), dann kann ihr Auftreten sehr selbstbewußt sein. So sagt sie, als sie einmal heftig verleumdet wird, dem General ihres Ordens: "Wenn wir vor dem Angesicht Gottes erscheinen, werden Euer Wohlehrwürden sehen, wieviel Sie ihrer wahren Tochter Teresa verdanken."

Teresa verlangt viel von sich, aber auch von den anderen, was an der Leitung ihrer Klöster besonders sichtbar wird. Sie weiß ja selbst am besten, was es bedeutet, wenn man sich in einem von Lauheit zumindest bedrohten Konvent der allgemeinen Stimmungslage zu widersetzen und ernsthaft nach Vollkommenheit zu streben bemüht: Dann nämlich, so betont sie, hat man "die eigenen Hausgenossen mehr zu fürchten als alle höllischen Geister zusammengenommen." Aus dieser ihrer schmerzlichen Erfahrung heraus wacht sie streng darüber, daß die Ordensregel eingehalten wird, und zwar bis in die Kleinigkeiten hinein. Sie duldet keine verweichlichenden Milderungen. Gleichzeitig lehnt sie aber auch alle übertriebenen Bußübungen entschieden ab. Es gehört wohl zum Geheimnis ihrer Menschenführung mit dazu, daß sie, die Wiederentdeckerin der ursprünglichen Regel des Karmel, keinerlei Rigorismus duldet. Wenn eine Priorin zu viel fastet, wird sie ärgerlich; schwachen und psychisch labilen Nonnen empfiehlt sie, Fleisch zu essen; ihren Bruder Lorenzo ermahnt sie, genügend zu schlafen - denn, so sagt sie, "es ist besser, sich vernünftig zu pflegen, als krank zu sein." Mit kleinlich-formalistischen Priorinnen, die nur darauf blicken, daß der Buchstabe des Gesetzes erfüllt werde, spricht Teresa sehr hart: "Die Nonnen sind keine Sklaven!" Ebenso ernst weist sie einen Pater zurecht, der den Satzungen zusätzliche Vorschriften beigefügt hat: "Mich hat schon das Lesen dieser Vorschriften müde gemacht...Es ist sonderbar, daß man meint, ein Kloster visitiert zu haben, wenn man recht viele Anordnungen hinterläßt."

Teresa achtet in ihren neuen Klöstern nicht so sehr auf äußere, körperliche Strengheiten, als vielmehr auf die innere Bereitschaft, sich Gott und den anderen Menschen hinzugeben. Macht jemand einen Fehler aus Schwäche oder bereut begangenes Unrecht, so ist sie die erste, die von ganzem Herzen verzeiht. Bei allem Reformwillen geht es ihr niemals um Perfektionismus, sondern darum, sündige, reuige, großzügige Menschen für Gott zu gewinnen. Strenge, sagt sie, ist manchmal angebracht, aber längst nicht ausreichend. Um wirklich innerliche Bekehrungen herbeizuführen, ist es nötig, "die Seele sanft zu führen". Teresa selbst nimmt weitherzig eine Ordensschwester von Sevilla in Schutz, die durch Verleumdungen ihr selbst und dem ganzen Kloster geschadet hat. Sie bittet die übrigen Schwestern, das Geschehene zu vergessen, und die Übeltäterin wieder so aufzunehmen, wie sie selbst es wünschten, behandelt zu werden, wenn sie in ihrer Lage steckten. Einem Pater rät sie, eine Karmelitin nicht zu entmutigen, und sich über deren Fehler ein wenig hinwegzusetzen, da die Betreffende sich im Augenblick allem Anschein nach selbst nicht verstünde.

Teresa erkennt immer tiefer, daß wahrer innerer Frieden sich nur herstellen und bewahren läßt, wenn jeder, der sich Gott hingegeben hat, mit Vertrauen und innerer Einsicht handelt. "Eine gebundene und geknechtete Seele kann Gott nicht dienen," sagt sie. Daher achtet sie sehr darauf, daß alle, die ihr anvertraut sind, sich wirklich frei fühlen können. Sie ist in der Leitung ihrer Klöster zugleich nachgiebig und fest, streng und sanft. Und sie verfügt über genügend Menschenkenntnis, um zu entscheiden, wann das eine und wann das andere angebracht ist.

Wenn wir das bisher Gesagte einmal kurz zusammenfassen, dann können wir festhalten: Teresa ist brillant in ihren Fähigkeiten; sie ist gewohnt, anderen zu befehlen und zu raten, sicher in den Entscheidungen - und sie wird von vielen bewundert und geliebt. - Das alles aber macht sie nicht hochmütig in ihrem Auftreten, auch nicht in ihrem geheimen Denken und Fühlen. Sie ist zutiefst davon überzeugt, daß sie von sich aus kaum Gutes zustande bringt. Oft weist sie darauf hin, wie "böse" ihr früheres Leben war. Alles, was an ihr Bewunderung verdient und Freude weckt, sagt sie, sei ihr von Gott geschenkt worden. Sie meint es ehrlich, wenn sie sagt: "Ich habe, soweit ich es erkenne, keinen Grund, eitel zu sein. Denn ich sehe klar ein, daß Gott es ist, der mir immer wieder hilft. Übrigens läßt mich Gott meine Armseligkeit erkennen."

In ihrer Jugend ist Teresa sehr dazu angehalten worden, auf die "Ehre" zu achten, wie es im Spanien ihrer Zeit üblich war. Mit zunehmendem Alter aber kümmert sie sich immer weniger darum, wie sie vor den anderen dasteht. Sie ist entschlossen, nicht für das eigene Ansehen, sondern für das Ansehen Gottes zu arbeiten. Die zahllosen Verleumdungen, deren Gegenstand sie oft ist, machen kaum Eindruck auf sie. "Für unsere Ehre wird Gott, wenn es ihm gefällt, schon sorgen," meint sie.

Daher ist es für Teresa keine Schande, die niedrigsten Arbeiten zu verrichten. Ebenso wenig sieht sie, bei all ihrer genialen Begabung, eine Erniedrigung darin, den anderen zu dienen, auch wenn diese jünger sind oder weniger Erfahrung und Verstand haben als sie. "Konnten wir auf der Reise oder in der Herberge allein sein," erzählt eine der Karmelitinnen, so ließ unsere Mutter (Teresa) es sich nicht nehmen, für uns alle selbst die Mahlzeit zu bereiten. In den Klöstern bediente sie uns oft im Speisesaal oder im Krankenzimmer." - Eine andere ergänzt, daß Teresa sich bei den Reisen immer als erste erhob, um alle anderen zu wecken, und sich als letzte zur Ruhe legte. Selbst als Teresa sich im Alter den Arm brach, war sie nicht davon abzubringen, für die anderen zu sorgen. "Nachdem das Kloster eingerichtet war," erzählt eine Schwester über eine Neugründung, "begab sich unsere heilige Mutter wie die anderen an die Arbeit; und obwohl sie nur eine einzige Hand gebrauchen konnte, kehrte sie und half sie in der Küche mit."

Teresa ist ein innerlich außergewöhnlich freier Mensch. Gelassen setzt sie sich über alle unnötigen, rein "weltlichen" Bindungen hinweg - mögen diese nun im Ansehen, in materiellen Gütern, Einfluß oder Erfolg bestehen. "Ja, es ist eine der Lügen, die die Welt spricht," sagt sie von einer ihrer reichsten Freundinnen, "wenn sie solche Personen Herrschaften nennt; denn sie sind meiner Überzeugung nach in tausenderlei Hinsicht Sklaven. - Wahrhaftig, ich habe vor dem Verlangen, eine vornehme Frau zu sein, einen gründlichen Abscheu bekommen."

Teresa sieht das Wesentliche. Schon als Kind ergriff sie die Tatsache, daß alle irdischen Freuden so schnell vorübergehen; im späteren Leben bleibt ihr der Ewigkeitsgedanke tief eingeprägt. Sie macht ihr Glück nicht an vergänglichen Dingen fest, sondern blickt beständig auf Gott, den sie liebt, und auf den Himmel, den sie erwartet. Daher gelingt es ihr, bei allen Wechselfällen ihres so ausgefüllten Lebens letztlich doch ruhig, sicher und froh zu sein. Und gerade daher ist sie fähig, ohne habgierig-egoistische Verblendungen die Schönheiten der Welt zu sehen und die Natur zu bewundern.

Während eines Reiseaufenthalts, erzählt eine ihrer Begleiterinnen, entdeckte sie einmal eine Blumenwiese und war so begeistert, daß man Schwierigkeiten hatte, die Fahrt fortzusetzen. Zuhause freut sie sich an dem schönen Garten ihres Klosters. Es scheint ihr ausgezeichnet, daß der Konvent der Karmelitinnen in Sevilla am Ufer eines Flusses liegt. Mit kluger Menschlichkeit rät sie außerdem gern, ab und zu in der freien Natur zu beten.

Teresa ist fröhlich und liebt fröhliche Menschen um sich herum. "Gott bewahre mich vor Heiligen mit verdrießlicher Miene," sagt sie immer wieder. Für sie bedeutet Traurigsein, daß man kleinherzig an den Dingen dieser Welt hängt und noch nicht genügend auf Gott vertraut; und sie weiß aus Erfahrung, daß diese Haltung, weil sie natürlicherweise sehr verständlich ist, auch sehr ansteckend sein kann. "Ich fürchte eine unzufriedene Nonne mehr als tausend Teufel," schreibt sie einmal.

Teresa selbst lacht oft und gern. Ihre Briefe sind voll von Hinweisen, wieviel Spaß sie mit den anderen hat: zum Beispiel muß sie "jetzt noch lachen", wenn sie an die nächtliche Angst einer Gefährtin denkt; "herzlich" lacht sie über das Gerede einiger alter Frauen von Sevilla. Sie amüsiert sich, wenn eine der Schwestern nur das wiederholt, was sie selbst schon oft gesagt hat. Sie scherzt auch über die Haushälterin eines guten Bekannten, die sie (wegen ihrer formalistischen Art) "Zeremonienmeisterin" nennt. Einen Pater läßt sie fragen, ob er ein Gelübde gemacht habe, ihr nicht zu antworten, da sie vergebens auf sein Schreiben warte. Sie nimmt sogar der Askese die Strenge, wenn sie sich nicht scheut, über das übertriebene Verantwortungsbewußtsein einer Subpriorin zu lachen. "Möge Gott auch uns diese Vollkommenheit schenken und Ihnen das Geld," schreibt sie einer Schwester. Auch angesichts einer Rauferei in der Herberge fängt sie an, laut zu lachen.

Vor allem aber lacht Teresa über sich selbst und zeigt damit (noch einmal), wie einfach sie innerlich ist. Spannend und lebendig erzählt sie, wie sie einmal mit ihren Begleiterinnen auf dem Weg nach Sevilla in eine Menschenmenge geriet, die angesichts der verschleierten Ordensschwestern recht aufgeregt reagierte: "Der Lärm des Volkes war so groß, als ob es sich (bei uns) um den Eintritt wilder Stiere gehandelt hätte," sagt sie.

Kompliziertes, dünkelhaftes Gehabe liegt Teresa fern. Mit 61 Jahren schreibt sie humorvoll an einen befreundeten Pater: "Bitten Sie Gott, er möge aus mir eine wahre Nonne des Karmelitenordens machen; denn spät ist besser als gar nicht." Und wenig später gesteht sie einer ihrer Mitschwestern: "Jetzt bin ich daran, eine richtige Nonne zu werden; bitten Sie aber Gott, daß dies von Dauer sei."

Teresas mitreißende Heiterkeit gründet nicht in einem vorübergehenden Wohlbefinden, sondern in einer intensiven Erfahrung der Gottesnähe, aus der heraus die Urteile der Menschen und die Ereignisse des Lebens in einem sehr relativen Wert erscheinen. Und weil Gott letztlich immer "der Stärkere" ist, deshalb kann Teresa auch in Niederlagen gelassen sein und optimistisch in die Zukunft schauen. Ihre Freude ist Ausdruck ihrer Seelenstärke, und diese ist Frucht davon, daß sie kindlich-vertrauensvoll mit dem allmächtigen Gott verkehrt, dem sie die Leitung ihres Lebens einfach überläßt. Nicht ohne feine Selbstironie sagt sie einem Freund: "Der Herr weiß besser, was er tut, als wir, was wir wollen."

Mit 67 Jahren schließlich ist Teresa zu Tode erschöpft und schwer krank. Man bittet sie, ihren göttlichen Freund um eine Verlängerung des Lebens anzuflehen, doch sie winkt ab. Auf der Erde fühlt sie sich nicht mehr nötig, nach dem Himmel sehnt sie sich. Die anderen mögen ihre Arbeit fortsetzen, und sie werden es besser machen als sie! Ihre frühere Angst vor dem Tod ist verschwunden. Die Sorge um die eigene Rettung ist einer großen Liebe gewichen. Auf dem Sterbelager bittet Teresa alle Umstehenden noch einmal um Verzeihung für das schlechte Beispiel, das sie ihnen gegeben habe; die anderen sollen sich dadurch nicht verwirren lassen und Gott treuer sein als sie. "Ich war die größte Sünderin der Welt und habe die Ordensregel am wenigsten gehalten," sagt sie. Doch ein Blick auf ihr langes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen kann Teresa nicht im mindesten mehr beunruhigen. Sie weiß ja, daß Gott, ein Freund der Sünder und der Schwachen, auch dem elendsten Verbrecher gern verzeiht, wenn er nur bereut. Und dieser Gott - davon ist sie überzeugt - dieser Gott wartet nun auf sie.

Teresa starb am Abend des 4. Oktober 1582. Gerade zu dieser Zeit trat die Kalenderreform Papst Gregors XIII. in Kraft; der folgende Tag wurde deshalb als 15. Oktober gezählt. Teresa starb also in der Nacht vom 4.-15. Oktober 1582.

Jutta Burggraf

19.3.07

Die Frau - gestern und heute

1. Vorbemerkung

Gewisse Sprüche sagen eigentlich schon alles: "Ein Frauenzimmer, das denkt, ist ebenso ekelhaft wie ein Mann, der sich schminkt." Früher wirkten diese Worte provokativ; heute sind sie erheiternd. Das berühmte Zitat aus Lessings "Emilia Galotti" geht übrigens noch weiter: "Wie kann ein Mann ein Ding lieben, das ihm zum Trotze auch denken will?" heißt es da. "Lachen soll es, nichts als lachen, um den gestrengen Herrn der Schöpfung bei guter Laune zu erhalten."[1]

Offensichtlich haben die Männer die Frauen jahrhundertelang nicht ganz ernst genommen. Besser noch: Sie haben sie jahrtausendelang verachtet. Die Misere fing genau genommen ja schon in den antiken Hochkulturen an. Damals stellte Aristoteles die These auf, daß die Natur einige menschliche Individuen geschaffen hat, die dazu da sind, zu befehlen, und andere, die dazu da sind, zu gehorchen; zu den ersten gehören selbstredend die Männer, zu den zweiten die Frauen.[2] Seitdem - so sagt man - sind die Männer eingebildet ...

Es ist modern geworden, so und ähnlich zu argumentieren und frauenfeindliche Aussprüche von berühmten Männern aller Epochen zu sammeln. Ganze Verlage leben davon. Man hat in den letzten Jahrzehnten eine beachtliche Vielfalt sowohl von "Horrorzitaten" als auch von diskriminierenden Fakten aufgespürt und zu allerlei feministischen Handbüchern verarbeitet. Es gibt inzwischen eine schier uferlose Literatur, die aufzeigt, wie Frauen zu allen Zeiten der Geschichte mißachtet worden sind. Es ist üblich geworden, alle Arten von Ungerechtgkeiten zu beleuchten, die Frauen wegen ihres Geschlechts je erlitten haben. Dies mag in einem gewissen Bedürfnis nach Wiedergutmachung gerechtfertigt sein. Denn grundsätzlich besteht wohl kein Anlaß, an der Glaubwürdigkeit der Untersuchungen zu zweifeln. Manche Kommentare berühmter Männer hören sich recht zynisch an und sind wohl auch so gemeint; sie sollten folglich nicht einfach entschuldigt werden. Doch eines lohnt sich zu beachten: Sind sie auch wahr, so sind sie doch nicht die ganze Wahrheit. Sie vermitteln die Einstellung bestimmter Leute, sind aber nicht unbedingt repräsentativ für eine ganze Generation. Der Wahrheit halber darf nicht vergessen werden, daß man sich bei dieser Geschichtsschreibung nur mit einem eng begrenzten Ausschnitt der Wirklichkeit befaßt. Das tatsächliche Leben ist weiter, reicher und bunter.

Ab und zu müssen wir uns in Erinnerung rufen, daß Frauen im Laufe der Menschheitsgeschichte nicht nur mißhandelt, sondern auch geehrt, daß sie nicht nur verachtet, sondern auch geliebt worden sind. Umgekehrt ist es auch geschehen, daß Männer von Frauen verletzt worden sind - nicht selten mit allen möglichen Mitteln von Verstellung, Erpressung und heimlicher Quälerei. Solche Strategien sind im Einzelfall weniger klar zu dokumentieren, können aber grausamer sein als harte Worte, grausamer sogar als eine Tracht Prügel.

Und jeder weiß, daß auch ein Mann aufgrund seines Geschlechtes "Nachteile" erleiden kann: Meistens ist er es, der in den Krieg zieht. Schließlich gilt zu bedenken, daß auch ein Mann in den vergangenen Jahrhunderten "Rollenzwängen" unterlag: Der Bauernhof oder Handwerksbetrieb des Vaters mußte übernommen werden; der erste Sohn war der Erbe, der zweite wurde Priester, der dritte Soldat ... Unser Verständnis von Freiheit und Eigenverantwortung ist noch gar nicht so alt - bei Mann und Frau. Daher scheint es nicht ganz redlich, die Unfreiheit der Frauen zu bejammern und so zu tun, als sei der Mann stets autonom gewesen.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Frauen früher wirklich so unglücklich darüber waren, daß sie in der "Öffentlichkeit" weniger wirkten als die Männer, daß sie nicht so im "Rampenlicht" standen wie diese. Ich denke, die sog. "Öffentlichkeit" und das "Rampenlicht" sind sehr moderne Realitäten. In unserem Zeitalter herrscht auf der einen Seite eine große Anonymität in der Gesellschaft, auf der anderen Seite ein riesiger Starkult in den Massenmedien. Dadurch wird vielleicht das Bedürfnis verständlich, bekannt zu sein und beachtet zu werden, das andere Generationen in diesem Maße gar nicht kannten.

Ich denke nicht, daß unsere gesamte Kulturgeschichte als Kriminalroman zu lesen ist, in dem die armen Frauen von den bösen Männern nichts anderes als unterjocht, gedemütigt, verspottet und mißhandelt worden sind und sich schließlich doch befreiten. Viele Spannungen zwischen Männern und Frauen sind sicher persönlicher Art. Doch darüber hinaus ist nicht zu leugnen, daß sich eine gewisse Minderbewertung des weiblichen Geschlechts weltweit auch in gewissen gesellschaftlichen Konventionen und Gesetzen zeigt. Zweifellos hat es gerade in den letzten dreihundert Jahren beachtliche Fehlentwicklungen gegeben. Wenn wir sie uns bewußt machen, dann können wir besser verstehen, warum es zur feministischen Revolte kam - und kommen mußte! Die vor einigen Jahrzehnten einsetzende feministische Empörung kann nicht einfach nur belächelt oder verurteilt werden. Es ist besser, sich zu fragen, wie es überhaupt möglich war, daß sie zustande kam. Das erste Problem, mit dem man sich bei einer Betrachtung der Frauenfrage fairerweise auseinandersetzen muß, lautet daher: Wie konnte es dazu kommen, daß Frauen daran leiden, Frauen zu sein?

Im folgenden möchte ich einige Fehlentwicklungen kurz nachzeichnen. Dabei werde ich gründlich übertreiben. Ich übertreibe ganz bewußt, um die Verdrehungen und Verstiegenheiten recht deutlich zu machen. Mir ist aber klar, daß es sich um Tendenzen und Gefahren handelt, die glücklicherweise nicht überall zum Unheil führten.

2. Tatsächliche Ungerechtigkeiten gegenüber den Frauen

Am Anfang der europäischen Kulturgeschichte scheint noch alles in bester Ordnung gewesen zu sein. Die Werke Homers und Hesiods, die griechischen Mythen und der römische, auch der germanische Götterhimmel bezeugen, daß die Frau ihren selbstverständlichen Platz neben dem Mann einnahm. Sie hatte von jeher andere Aufgaben als der Mann, galt deshalb aber keineswegs als weniger wertvoll. Eine Minderbewertung der Frau war gerade den germanischen Völkern völlig fremd. Wie Tacitus berichtet, schenkten die Germanen ihren Frauen zur Hochzeit nicht etwa Schmuck oder Blumen, sondern Stiere, ein gezäumtes Pferd, dazu Schild, Lanze und Schwert.[3] Frauen ihrerseits brachten als Mitgift auch Waffen mit, - was nicht heißt, daß sie sich unbedingt an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligten, wohl aber, daß sie mit den Männern die Verantwortung für Stamm und Besitz teilten (und im Notfall auch für ihre Männer einsprangen).

Doch in den antiken Hochkulturen ist auch eine andere Entwicklung erkennbar. Streckenweise galt die Frau nur als Gebärerin, Dienerin und gefügiger Besitz des Mannes; Fruchtbarkeitsriten und Tempelprostitution konnten ihren Einzug halten.[4] Der griechische Dichter Euripides ließ sich im 5. Jahrhundert v.Chr. sogar dazu herab zu sagen: "Ein einziger Mann ist mehr wert als 10.000 Frauen." Er klagte darüber, daß Zeus auch die Frauen das Licht der Sonne schauen lasse.[5] Im späten Römerreich fand die Mißachtung der Frauen vor allem in sittlicher Haltlosigkeit ihren verletzend-demütigenden Ausdruck. Der gefeierte Ovid etwa bescheinigte den Männern, die eheliche Liebe und Treue noch als miteinander verbundene Werte ansahen: "Nur ein unmäßig Dummer fühlt sich verletzt, wenn seine Gattin Ehebruch betreibt. Er hat auch noch nicht gelernt, was feine Sitte bedeutet."[6] Das setzte natürlich voraus, daß die Männer sich erst recht nicht bemühten, ihren Frauen treu zu sein. Sie zeigten - sofern wir den literarischen Quellen glauben können - nicht selten eine kalte Überheblichkeit gegenüber den Frauen. Diese Einstellung hat wohl mit dazu beigetragen, daß es zum Zerfall des römischen Familienlebens kam; gemäß einigen Geschichtsschreibern wirkte sie sogar hintergründig und indirekt am Untergang des "Imperium Romanum" mit. Jedenfalls läßt ein Urteil des Wissenschaftlers Peter Ketter neues Licht auf diese Epoche scheinen: "Die Stellung, die die Frau bei einem Volk einnimmt, ist der erste Gradmesser seiner Bildung."[7]

In orientalischen Kulturkreisen (etwa bis zur Grenze Indiens) herrscht bis heute eine andere Mentalität. Hier wird die Frau - zumindest rein äußerlich betrachtet - äußerst klein gehalten. Das alte Israel bildete zunächst eine Ausnahme. Die Frau wurde hier zunächst sehr hoch geschätzt. Prophetinnen und Richterinnen traten auf und konnten sich Gehör verschaffen; Debora, Judith und Esther wurden sogar als Retterinnen des Volkes umjubelt. Doch zur Zeit Christi war auch Israel nicht immer beispielhaft. Im Haus etwa konnte es geschehen, daß die Frau ihren Platz nicht neben ihrem Mann einnehmen durfte, sondern neben den Kindern und Sklaven sitzen mußte. Mehrfach ist uns ein Gebet überliefert, das die Juden täglich sprechen sollte: "Gepriesen sei Gott, der mich nicht als Heiden geschaffen hat! Gepriesen sei Gott, der mich nicht als Weib erschaffen hat! Gepriesen sei Gott, der mich nicht als Unwissenden erschaffen hat!" Das Studium der Thora (Gesetzbuch der Juden) war ein Vorrecht der Männer. Rabbi Eliezer erklärte sogar im 1. Jahrhundert: "Eher sollen die Worte der Thora verbrannt werden, als daß man sie einer Frau anvertraut."[8]

Demgegenüber wurde die Situation der Frau durch das Auftreten Jesu Christi radikal verändert. Jesus versöhnte die Menschen mit Gott und untereinander. Er bewies im Umgang mit Frauen große Freiheit gegenüber den starren Konventionen einer weitgehend von Männern bestimmten Gesellschaft. Sein gesamtes Verhalten gegenüber den Frauen war einfach, spontan, unmittelbar. Ganz anders als seine Umgebung akzeptierte Christus die Frau als ein dem Mann völlig gleichwertiges Geschöpf. Die Leute waren darüber erstaunt, betreten, sie nahmen Anstoß daran, und selbst die Jünger "wunderten sich".[9] Doch das alles kümmerte Christus nicht, der gekommen war, um die Menschen zu befreien. Christus erkannte die Frauen ganz selbstverständlich als Mitarbeiterinnen in seinem Erlösungswerk an: Er sprach mit ihnen über Themen, die man damals nicht mit Frauen zu erörtern pflegte, und erschloß ihnen die tiefsten Geheimnisse Gottes.[10] Die Frauen ihrerseits zeigten eine besondere Sensibilität für den Sohn Gottes. Sie waren von Anfang an seine treuen Begleiterinnen, ließen die neue Lehre in Kopf und Herz eindringen und antworteten mit einem Glauben, der sich über alle Hindernisse hinweg am Kreuz bewährte. Frauen durften auch als Erste Zeuginnen der Auferstehung werden. Die Ereignisse des Ostermorgens werfen noch einmal helles Licht auf die Tatsache, daß Christus seine göttlichen Wahrheiten zuerst ihnen anvertraut und so ihre Würde vollkommen bestätigt hat.

Nach einer grundsätzlichen Aufwertung der Frau, die vor allem dem jungen Christentum zu verdanken war, nach vielerlei Rückfällen und neuen Auftrieben in den folgenden Jahrhunderten findet man dann aber auch in der Neuzeit, auch in Mitteleuropa tatsächliche Diskriminie­rung der Frauen. "Diskriminierung" (lat. discriminatio = Scheidung) besagt: Man wird aus der Lebensordnung einer bestimmten Gruppe "ausgegrenzt". Es bedeutet zum einen, daß Frauen im Vergleich zu Männern ungleiche Chancen in der Ausbildung und im Erwerbsleben haben, und zum anderen, daß gewisse Vorurteile gegen sie gerichtet sind, daß sie nach bestimmten Stereotypen beurteilt werden.

In Luthers Tischreden findet sich der bemerkenswerte Spruch: "Mägdelein lernen eher reden und gehen als Knäblein, weil das Unkraut immer schneller heranwächst als das Gute."[11] Dies wohl nur scherzhaft-provozierend gemeinte Wort war gewiß von solchen Lacherfolgen begleitet, daß es wert schien, der Nachwelt überliefert zu werden. Da Luther andererseits seine Gattin Katharina von Bora sehr schätzte, nannte er diese in Briefen gern: "Mein lieber Herr Käthe!" Dadurch wollte er auf ihre große Selbständigkeit und Dialogfähigkeit anspielen, die für Frauen keineswegs üblich waren.[12] Als im selben Jahrhundert Françoise de Saintonge in Frankreich Mädchenschulen zu gründen versuchte, wurde sie öffentlich auf den Straßen verhöhnt und verspottet, und ihr Vater rief vier Doktoren herbei, um zu entscheiden, ob seine Tochter von Dämonen besessen sei.[13]

Das höchste Erziehungsziel für Mädchen scheint die Bescheidenheit gewesen zu sein. So ermahnte etwa Fénelon die Jugend: "Ein Mädchen soll nur reden, wenn es wirklich nötig ist, mit einem fragenden und ehrerbietigen Ausdruck. Über Dinge, die gemeinhin über das Verständnis von Mädchen hinausgehen, soll sie selbst dann nicht sprechen, wenn sie darüber Bescheid weiß."[14] Vor der sogenannten "wissenschaftlichen Neugier" des weiblichen Geschlechts wurde gewarnt: "Man lehre die Mädchen, daß ihr Geschlecht gegenüber der Wissenschaft ein Schamgefühl empfinden soll, das ebenso empfindsam ist wie jenes, aus dem der Abscheu vor dem Laster sich nährt."[15] In ähnlichem Ton sprach Rousseau von der "liebenswerten Unwissenheit" der Frau.[16] Dagegen fand Johann Gottfried Herder etwas deutlichere Worte: "Eine Henne, die kräht, und ein Weib, das gelehrt ist, sind üble Vorboten: Man schneide beiden den Hals ab."[17]

In der großen französischen Enzyklopädie des 18. Jahrhunderts, in der das Gedankengut der Aufklärung zusammengefaßt worden ist, wird "femme" (Frau) einfach nur als "das Weibchen des Menschen" ("la femelle de l'homme") definiert.[18] Wenn man dann wissen möchte, was zu "homme" (Mensch, Mann) geschrieben steht, findet man folgende Ausführung: "Er ist ein fühlendes und denkendes Wesen, das frei über die Erde schreitet und wohl an der Spitze aller anderen Tiere steht, über die er herrscht; er lebt in Gemein­schaft, hat Wissenschaft und Künste erfunden, besitzt ihm eigene Güte und Bosheit, hat sich Herrscher gegeben, Gesetze geschaffen..."[19] Abgesehen einmal von der animalischen Auffassung vom Menschen (Mann und Frau) in diesem Text, fällt auf, daß in der Erläuterung zu "Frau" lediglich der geschlechtsspezifische Bereich angesprochen ist, während in den Ausführungen zu "Mann" auf das allgemein Menschliche verwiesen wird. "Der Mensch und sein Weib" - so könnte man die damalige Anthropologie zusammenfassen.

3. Die Frauenrechtsbewegungen - ein mühsames Ringen um Emanzipation

Als die Französische Revolution über Land und Leute hereinbrach, stellten einige clevere Frauen fest, daß die hochgepriesenen Menschenrechte nur die Männer im Sinn hatten. Niemand dachte daran, die Situation der Frauen zu überdenken. Daher verfaßte Olympe Marie de Gouges im September 1791 eine "Deklaration der Frauenrechte", die der Nationalversammlung zur Beschließung übergeben wurde. Hinter ihr standen viele in Frauenclubs organisierte Frauen. Sie definierten sich selbst als Menschen und Bürgerinnen und nannten ihre politischen und wirtschaftlichen Forderungen. Interessant ist beispielsweise der Artikel VII dieser Erklärung, in dem es heißt:
"Für Frauen gibt es keine Sonderrolle; sie werden verklagt, in Haft genommen und gehalten, wo immer es das Gesetz vorschreibt. Frauen unterstehen wie Männer den gleichen Strafgesetzen." Und Artikel X präzisiert noch: "Die Frau hat das Recht, das Schafott zu besteigen."[20] Die Frauen wollten nicht länger unmündig sein. Sie zogen es vor, bestraft und sogar getötet zu werden, als für unfrei und nicht verantwortlich zu gelten. Leider wurde Olympe de Gouges tatsächlich hingerichtet, und mit ihr viele andere namhafte Frauen.[21] Die Frauenclubs wurden mit Gewalt aufgelöst, den Frauen das Versammeln bei Gefängnisstrafen verboten. Ihr Unternehmen schien zunächst gescheitert zu sein.

Doch die Frauen gaben nicht auf. In England begannen sie, sich in der "Antisklavereibewegung" zu engagieren. Sie gingen davon aus, daß ihnen ebenso wie den ehemaligen Sklaven das gleiche Wahl- und Bürgerrecht zustehe. Mary Wollstonecraft veröffentlichte eine Schrift, in der es heißt: "Das gesamte weibliche Geschlecht ist seiner Würde beraubt. Man stellt es auf eine Stufe mit den Blumen, die nur die Erde schmücken. Sie sollen als süße Blumen dem Mann am Wege zulächeln."[22] Mary Wollstonecraft forderte eine eigenständige Ausbildung des Verstandes. Frauen, sagte sie, sollen nicht nur auf Schönheit bauen; sie sollen nicht ein Dasein "kurzlebiger Königinnen" zu führen.[23] Es ist besser, daß sie sich als Persönlichkeiten entfalten - und nicht als Blumen!

Tatsächlich kann man zu dem Schluß kommen, daß die weibliche Entfaltung damals weitgehend nicht im, sondern auf dem Kopf geschah. So jedenfalls findet man es in verschiedensten Ausstellungen immer wieder illustriert.[24] Man kann hier zahlreiche Frauen mit riesengroßen, bestickten Hauben sehen. Auf den Köpfen, so heißt es etwas spitz in einem entsprechenden Katalog, "an dem einzigen Ort, wo sich das weibliche Ichbewußtsein äußern konnte", fand geradezu ein Ausbruch der Kreativität statt.[25] Denn die Präsentation als tüchtige, reinliche, fingerfertige Hausfrau erfolgte über die Kopfbedeckung. So hatte die Haube einen hohen Mitteilungswert. Sie zeigte, wie gut die Frauen nähen und sticken und überhaupt handarbeiten konnten. Sich mit großer Haube zu zeigen, war wie eine Leistungs- und Erfolgsschau. Schließlich trug man seine gesamte weibliche Bildung auf dem Kopf, die durch ein Gebetbuch in der Hand dann noch die notwendige Abrundung erhielt. Nur so konnte man seiner Verpflichtung nachkommen, Zierde und Schmuck des Mannes zu sein.[26]

"Die süßen Beglückerinnen des Lebens sollen gefallen und nützlich sein,"[27] betonten männliche Autoren. Sie sollen "sanft und lieblich" die Laute spielen, dem Mann "Freude ins Herz lächeln",[28] ihn "als leichte und liebliche Welle...umspielen" und ihm schließlich "mit Grazienhänden den Staub von der Stirn wischen."[29] Knigge riet den Frauen, sich ihrem Ehemann nur mit ehrerbietiger Aufmerksamkeit zu nähern, seine Launen zu studieren, seinen Befehlen sofort zu folgen und auf heftige Worte allenfalls eine ganz leise Antwort zu geben.[30] Kommentar von Mary Wollstonecraft: "Eine solche Frau ist ein Engel oder ein Esel."[31]

Die "Bestimmung des Weibes" fand sich vor allem in der Besorgung des Hauses definiert - ganz so, wie es Friedrich Schiller 1797 im "Lied von der Glocke" dargestellt hat:

"Und drinnen waltet
die züchtige Hausfrau,
die Mutter der Kinder,
und herrschet weise
im häuslichen Kreise ...
und reget ohn' Ende
die fleißigen Hände ...
und ruhet nimmer."

Allerdings schrieb Caroline Schlegel bereits 1799 an ihre 14jährige Tochter: "Über ein Gedicht von Schiller, das Lied von der Glocke, sind wir gestern Mittag fast von den Stühlen gefallen vor Lachen."[32] Natürlich ist nichts dagegen einzuwenden, daß der Haushalt gut besorgt wird. Im Gegenteil, das ist erholsam für die ganze Familie. Man wollte aber nicht, daß dies als gültige Norm ohne Alternative für das weibliche Leben betrachtet wurde.

Die Frau galt nur etwas, wenn sie verheiratet war. Sie "ist erst als Mutter vollendetes Weib", heißt es kurz und bündig im Damen-Conversationslexikon aus dieser Zeit. "Für die Unterhaltung und Erbauung des Mannes macht sie Musik," so wird auch dort noch einmal hervorgehoben.[33]

Der Schriftsteller Wilhelm Heinrich Riehl äußerte sich 1855 zum Thema der geistreichen Frau: "Herrschen soll die Frau, indem sie dient, den Mann aus seiner Beschränkung herausreißen, indem sie sich selbst beschränkt, Einflüsse üben, wo sie nur Einflüsse zu empfangen scheint."[34] Auch dies findet man heute in Ausstellungen dokumentiert.[35] Es gibt zahlreiche Ehepaarbildnisse aus dieser Zeit. In ihnen sitzt der Herr Gemahl, meist mit vielen Büchern, studierend und sinnend am Schreibtisch. Die Gemahlin erscheint als aufgehende Sonne, um ihn zu erfreuen. Sie bringt Blumen, Früchte oder auch ein Kind in die Studierstube hinein. Das Geistwesen Mann und das Naturwesen Frau leben in völlig verschiedenen Welten: Sorglose weibliche Anmut und ernste männliche Würde; er die Eiche, sie das Efeu.

"Wollten die Männer nur großmütig unsere Fesseln durchbrechen und zufrieden sein mit vernünftiger Partnerschaft anstatt mit sklavischem Gehorsam," klagte Mary Wollstonecraft. "Dann würden sie in uns gehorsamere Töchter, liebevollere Schwestern, treuere Ehefrauen und vernünftigere Mütter, kurz bessere Bürgerinnen finden."[36] In diesem Sinne schrieb Friedrich Schleiermacher als erstes Gebot in seinen "Katechismus der Vernunft für edle Frauen": "Du sollst Freundin sein können, ohne zu kokettieren oder anzubeten."[37] Doch solche wohltuenden Ermahnungen scheinen eher selten gewesen zu sein.

Zunächst hörte fast niemand auf die Frauenrechtlerinnen. Die Erziehung der Töchter zu "Anmut und Bescheidenheit" wurde weiter vorangetrieben. In einem berühmten Jungmädchenroman des 19. Jahrhunderts, "Backfischchens Leiden und Freuden", kann man zahlreiche Hinweise zum Benehmen einer Tochter aus gutem Hause finden. Dort ermahnt beispielsweise eine Tante das "Backfischchen", den Mund beim Lachen nicht aufzusperren; das ziemt sich nicht für ein Mädchen. Ihrem Geschlecht ist es eigen, immer nur mit den Augen zu lächeln.[38]

Die Frauenrechtlerin Amalie Holst schrieb halb verzweifelt: "Von Jugend auf von Kleinigkeiten umringt, von Tand gefesselt, durch Zwang zurückgeschreckt, von Trägheit...zurückgehalten, wie kann, wie soll der Geist eines Weibes durch diesen vierfachen Nebel hindurchdringen und Luft schaffen?"[39]

Folgen wir noch etwas den erwähnten Ausstellungen. Auch gegen Ende des 19. Jahrhunderts, in der wilhelminischen Kaiserzeit, änderte sich kaum etwas an der Situation der Frauen. So jedenfalls wird es dokumentiert. Mit dem wachsenden Reichtum nach dem gewonnenen deutsch-französischen Krieg wuchs auch das Bedürfnis, den eigenen Besitz nach außen hin zu zeigen. Die Mode mit stoffreichen, raffiniert geschneiderten Modellen wies die Frauen als glänzende Repräsentantinnen der Position ihrer Ehemänner aus. Aus der "guten Hausfrau" war nun die "gnädige Frau" geworden.[40] Auch diese durfte sich vorzugsweise mit Handarbeiten und Musik beschäftigen. "Wer den Mann nicht unterhalten konnte, mußte stricken," so ließe sich etwas überspitzt formulieren.

Frauenbildung war weiterhin verpönt. Als Kostprobe bietet sich Nietzsche an. Er ist ein besonders glänzender Verfechter einer Minderbemittlung der Frau. Nach seiner Auffassung ist das "Weib" ... "unsäglich böser als der Mann".[41] Die Frau, abhängig und unselbständig, wird ganz vom Mann her und auf ihn hin entworfen: "Das Glück des Mannes heißt: ich will. Das Glück der Frau heißt: er will."[42] Aus dieser Sicht scheint es nur verständlich, daß allen Bestrebungen zur sozialen und politischen Gleichberechtigung der Geschlechter eine radikale Absage erteilt wird. Von einer gesellschaftlich gleichen Stellung zu träumen, sei "flachköpfig"[43] und führe nur zu einer katastrophalen Entartung und "Entweiblichung" der Frau.[44] Nietzsche zieht vor allem gegen die "abnormen Bedürfnisse zur Gelehrsamkeit"[45] zu Felde und spricht den Frauen recht eindeutig die Intelligenz ab: "Denn was wäre seltener als eine Frau, welche wirklich wüßte, was Wissenschaft ist?"[46]

Schreibende, dichtende oder denkende Frauen fielen tatsächlich unangenehm auf. Virginia Wolf stellte fest, daß eine schreibende Frau wie ein Hund betrachtet wird, der auf den Hinterbeinen geht: Das ist nicht gut, aber erstaunlich.[47]

Bettina von Arnim (damals noch Bettina Brentano) wollte in jener Zeit bei einem Nachbarn kostenlos Hebräisch lernen. Postwendend verbot ihr Bruder Clemens das, da er durch derartige Weibergelehrsamkeit alle Verheiratungschancen seiner Schwester in Gefahr sah. "So etwas ekelt einen Mann," war sein Kommentar.[48] Man sieht die Linie zu Lessings Emilia Galotti.

Aus der Literatur ist reichlich bekannt, daß Frauen auch Formen des individuellen Widerstands übten. Die Flucht in Krankheiten, in Schwächezustände, Ohnmachten und "Migräne" scheinen an der Tagesordnung gewesen zu sein.[49]

Doch das Weiblichkeitsbild von der anschmiegsam-schwachen, zarten Frau, die ohne männliche Führung in dieser rauhen Welt nicht zurechtkommt, wucherte weiter. Frauen wurden von den Problemen der Außenwelt möglichst ferngehalten. Der Volkswirt Oscar Stillich meint dazu in einem Werk über die Berliner Dienstmädchen, daß ihm die meisten bürgerlichen Frauen wie Kinder vorkommen, die mit ihren Puppen spielen und nichts von den sozialen Kämpfen merken, die sich unmittelbar vor ihren Türen abspielen.[50]

In Deutschland wurde die Frauenfrage vor allem zur Erziehungsfrage. Man erkannte immer mehr die Notwendigkeit, auch Mädchen auszubilden. Bildung ist ja nicht nur wichtig, um später in einem außerhäuslichen Beruf vorwärtszukommen, sondern auch, um die eigene Persönlichkeit voll zu entfalten. Wenn ein Mensch lernt, selbständig zu denken, lernt er auch immer mehr, innerlich frei und unabhängig von der öffentlichen Meinung und den Massenmedien zu sein; er wird geistig erwachsen und kann eher mit der eigenen Lebenssituation und mit persönlichen Stimmungen fertig werden.

Frauen wollten nicht länger besondere Betreuung und besondere Aufmerksamkeiten durch die Männer erfahren; sie erkannten ihr Recht auf eigene Bildung und Ausbildung. Theodor Gottlieb von Hippel, ein hoher Beamter und Schriftsteller aus dem Freundeskreis Kants, der sich für die öffentliche Gleichbehandlung der Frauen einsetzte, sagte während der damaligen Diskussionen: "Jemandem Güte erweisen, indem man ihm Gerechtigkeit entzieht, heißt: ein Naturgesetz mit Füßen treten."[51]

Es ist verständlich, daß die Frauenbewegung beständig zunahm. Sie wurde auch immer polemischer. Die Frauenrechtlerinnen erregten Aufsehen und Widerspruch; vielleicht übertrieben sie hier und da. Im Grunde aber setzten sie sich für etwas durchaus Legitimes ein: für die gleichen Rechte von Mann und Frau.

Eine der größten Frauenrechtlerinnen um die Jahrhundertwende war sicherlich Hedwig Dohm. Sie fragt sich, was wohl geschehen wäre, wenn Friedrich Schiller als "Friederike" zur Welt gekommen wäre.[52] Wahrscheinlich hätten die Talente sich nicht oder nur sehr mühsam entfalten können! Für Hedwig Dohm ist die Frage, ob Frauen studieren dürfen, können oder sollen, genauso müßig wie jene andere: "Darf der Mensch seine Kräfte entwickeln? Soll er seine Beine zum Gehen benutzen?"[53]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schließlich wurden Frauen nach und nach in allen Ländern des europäischen Kontinents offiziell zum Abitur und zum Hochschulstudium zugelassen. Auch die politische Gleichberechtigung wurde weitgehend - zumindest dem Gesetz nach - in der westlichen Welt erreicht. Seit 1918 gibt es das Wahlrecht für Frauen in Deutschland, Österreich und England, seit 1971 sogar in der Schweiz. Die ursprünglichen Frauenrechtsbewegungen hatten somit in Europa ihre hauptsächlichen Ziele verwirklicht und lösten sich hier zunächst praktisch auf.

Sogar einige Feministinnen meinen heute, daß die Problematik der früheren Frauenrechtsbewegung für uns in der westlichen Welt kaum noch existiert.[54] Ich würde sagen: Sie existiert schon noch; denn die Gleichstellung ist zwar de iure erreicht, aber nicht de facto. Zum Beispiel wird die Frau als Mutter viel zu wenig geachtet. Dafür, daß den Frauen noch mehr Gerechtigkeit zuteil wird, setzt sich heute eine feministische Bewegung ein, die man "gemäßigt" oder besser noch "authentisch" und "freiheitlich" oder auch - wenn man religiös motiviert ist - "christlich" nennen könnte. Sie ist meiner Meinung nach die legitime Fortsetzung der Frauenrechtsbewegung. Ich lasse sie nun beiseite und wende mich dem Radikalfeminismus zu.

4. Radikalfeministische Theorien

Trotz äußerer Erfolge bleibt zu fragen, ob unsere Gesellschaft tatsächlich auf dem Weg ist, die Würde der Frau genügend zu achten. Kino, Theater, Literatur und darstellende Kunst sprechen eine andere Sprache. Von den Massenmedien und Freizeitangeboten, auch von der Reklame her droht der Frau heute eine Herabsetzung, die noch viel tiefer ist als jene andere, welche durch politische und soziale Ungerechtigkeiten geschah und geschieht. Oft wird dies von Frauen nicht genug durchschaut, sogar mitgetragen und letztlich erst möglich gemacht. Während man einerseits die Grundrechte laut proklamiert, versucht man andererseits, die Frau auf ein menschenunwürdiges Dasein einzuschränken und beachtet viel zu wenig, daß sie - wie der Mann - ein geistbegabtes Wesen ist, fähig zu Solidarität und Partnerschaft. Immer wenn das Hauptinteresse nur einigen äußeren Vorzügen gilt, ist die vordergründige Aufwertung der Frau gepaart mit höchster Mißachtung.

Soziale Veränderungen können die Frauen nicht wirklich befreien, wenn sie nicht in einen geistigen Umschwung eingebettet sind. Dieser Umschwung aber ist noch nicht vollzogen. Er bedeutet, daß der Mann die Frau als vollgültige menschliche Person akzeptiert. Er bedeutet aber auch, daß die Frau bereit ist, mit dem Mann zusammen nach neuen Wegen zu suchen - daß folglich auch sie den Mann annimmt und respektiert. Gerade dies ist heute nicht immer der Fall. Es ist bekannt, wie der Radikalfeminismus (besonders in der westlichen Welt) gegen die Männer wütet. Das ist als Reaktion auf allzu große Verletzungen in gewisser Weise verständlich; doch man muß auch sehen, daß hier ein Ungleichgewicht herrscht und daß bei solchem Verhalten Reifungsprozesse blockiert werden können.

Um die Mitte unseres Jahrhunderts gelangte der Kampf gegen die Diskriminierung der Frau in eine neue Phase. Den Startschuß gab Simone de Beauvoir, die bekannte Lebensgefährtin Jean-Paul Sartres. Sie stellte als erste die neuen, radikalen Thesen zur Emanzipation auf und vollzog gleichsam einen Bruch mit den ehemaligen Frauenrechtsbewegungen.

Einem Teil der heutigen Feministinnen geht es nicht mehr lediglich um die rechtliche und soziale Gleichstellung der Frau, sondern um die völlige Gleichartigkeit der Geschlechter. Sie fordern eine völlige Aufhebung der - wie sie es nennen - traditionellen Rollenteilung von Mann und Frau und lehnen vielfach die Mutterschaft, vor allem aber Ehe und Familie entschieden ab. Beauvoir warnt sogar vor der "Falle der Mutterschaft", die den Frauen ihre Freiheit und Aufstiegschancen nehme.[55] Denn wenn eine Frau ein Kind oder sogar mehrere Kinder hat, ist sie nicht mehr so unabhängig wie vorher. Jeder weiß, wieviel Arbeit ein Baby macht. Die Frau ist, wenn sie ein Kind hat, "gebunden" und kann im Berufsfeld nicht mit dem Mann konkurrieren. Sie wird folglich an ihrer Karriere gehindert. Daher - fordern radikale Feministinnen - solle die Frau sich von den "Ketten ihrer Natur" lösen. Ihr Verhalten müsse auf der sog. "Neuen Ethik" basieren, und das heißt: Alles ist erlaubt, alles Herkömmliche wird grundsätzlich in Frage gestellt, auch die natürlichen zwischenmenschlichen Beziehungen, wie sie in Ehe und Familie zum Ausdruck kommen. Konkret äußert sich dies etwa in der Verbreitung lesbischer Beziehungen,[56] in der Forderung nach der völligen Übertragung der Kindererziehung auf die Gesellschaft oder auch - als Fernziel - nach dem Ersatz der Schwangerschaft durch Retortenzüchtung.[57] Frauen wehren sich nun in extremen Formen gegen Ungerechtigkeiten, die es - wie wir gesehen haben - wirklich gegeben hat: Aus der Tatsache, daß eine Frau Mutter sein kann, hat man abgeleitet, daß sie Mutter sein sollte, und später sogar, daß sie nichts als Mutter sein sollte und nur in der physischen Mutterschaft das Glück finden könne.

Autonomie und Durchsetzungsvermögen gelten im Radikalfeminismus oft als die höchsten Werte. (Auch hier wird die Gegenreaktion deutlich!) Das wird zum Beispiel an der Umschreibung eines Spruches faßbar, der den Mädchen früher in das Poesiealbum gesetzt wurde. Früher hieß es (allerdings kitschig):

"Sei wie das Veilchen im Moose,
sittsam, bescheiden und rein,
und nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein."

Heute dagegen ist folgende Aufforderung in den Frauenzeitschriften zu finden:

"Seid wie die stolze Rose
selbstbewußt, kritisch und frei,
und nicht wie das Veilchen im Moose,
bescheiden, verschüchtert und treu."[58]

Der heutige Feminismus ist in einigen konkreten Formen ein Produkt der europäischen Studentenrevolutionen von 1968. Innerhalb dieser Bewegungen fühlten sich einige Studentinnen von ihren männlichen Kollegen unterdrückt, lösten sich von ihnen und gründeten sog. "Weiberräte" an den Universitäten. Nach dem Vorbild dieser "Weiberräte" wurden in vielen Städten des deutschsprachigen Raumes (mit Ausnahme der damaligen DDR) "autonome Frauengruppen" gegründet. Sie alle verlangen "Selbstverwirklichung für die Frau", und das bedeutet für sie: Befreiung von jeglicher Abhängigkeit von Mann und Kind. Der Begriff "Feminismus", so wie wir ihn heute gebrauchen, meint tatsächlich häufig eine Lösung der Frau von den "Fesseln der Natur". Er existiert in diesem Sinne übrigens erst seit 1980 im "Duden", dem offiziellen deutschen Wörterbuch. Das zeigt, wie jung diese Bewegung ist, aber mit welcher Wucht sie sich ausgebreitet hat und immer mehr ausbreitet.

Das Konzept ist revolutionär, die Ziele sind radikal. Der extreme Zweig des Feminismus intendiert eine völlige Änderung des Menschen und der herkömmlichen Gesellschaftsordnung. Daher ist er öfter sogar als Höhepunkt der neuzeitlichen Revolutionen bezeichnet worden. Marcuse, einer der bedeutendsten sozialistischen Philosophen, nannte den Feminismus daher mit Recht "die vielleicht wichtigste und potentiell radikalste Bewegung, die wir haben."[59]

Im deutschen Feminismus gilt die Journalistin Alice Schwarzer nach wie vor als eine herausragende Gestalt. Nach einem längeren Parisaufenthalt organisierte sie Anfang der siebziger Jahre zunächst einmal die Kampagne gegen den Paragraphen 218[60], brachte 1975 einen Bestseller auf den Markt[61] und profilierte sich schließlich als Herausgeberin der ersten und bisher am meisten verbreiteten feministischen Zeitschrift "Emma". Die in ihren Texten zu findende Mischung aus flottem Jargon, menschlicher Problemdarstellung und Enttabuisierung gesellschaftlicher Normenvorstellungen ist gewiß nicht neu, wird aber jetzt, ausschließlich auf Frauen angewandt, zum Politikum.

Alice Schwarzer geht es letztlich nicht um die Frage der theoretischen Gleichheit der Geschlechter, sondern darum, wie die Frau - wertvoller und liebenswerter als der Mann - von der unerträglichen männlichen Übermacht loskommen könne. Macht, meint Alice Schwarzer, bestimme allein das gegenwärtige Verhältnis von Männern und Frauen und könne nur durch Gegenmacht gebrochen werden.[62] Für sie ist der Mann der Feind, dem sie ein langes Sündenregister vorwirft. "Jeder Versuch einer Befreiung der Frau", fordert sie, "wird sich darum kollektiv und auch individuell direkt gegen männliche Privilegien richten müssen, das heißt, auch gegen den eigenen Mann."[63] Sie ruft die Frauen auf, ihre Macht zu dokumentieren und sich den Männern zu verweigern, - die "zum Dogma erhobene Heterosexualität"[64] zu verwerfen und sich der Bi- und Homosexualität zuzuwenden.

Dies hat - nebenbei bemerkt - auch zahlreiche Männer beeinflußt. Aus den Machos sind Softies geworden, so meldeten vor Jahren die Illustrierten. Diese können endlich ihre reiche Gefühlswelt zum Ausdruck bringen, ihre "Betroffenheiten" und Verletzungen eingestehen, Selbstanalysen tapfer bewältigen, sich zu Tränen rühren lassen, und sie sind immer bereit zu einem Gespräch - über eigene und fremde Empfindlichkeiten. Dabei halte ich es für eine gesunde Entwicklung, daß Männer wieder beginnen, Kinder zu wickeln und Kartoffeln zu schälen. Fragwürdig wird die Sache dann, wenn Herren das Bedürfnis haben, "Mister Germany" zu werden. Schon das stundenlange Strampeln in Fitness-Clubs scheint mir bedenklich. Warum leiden immer mehr Männer an Magersucht, Bulimie und Depressionen? Einige Mediziner sehen die Ursache hierfür in der Angst, den Anforderungen als attraktives "Lustobjekt" nicht gerecht zu werden.[65]

Heute herrscht ein Pluralismus von Werten im Frauenbild - und auch im Männerbild -, die sich zum Teil ergänzen, aber auch drastisch widersprechen. Die "moderne Unübersichtlichkeit" führt zu gewissen Unsicherheiten. Niemand kann mehr mit Klarheit sagen, wie die Frau ist und sein soll. Im Biedermeier war das alles so einfach, als die Frau eine süße, kleine Blume war!

Doch weil die Frau eben keine Blume, auch kein Engel und kein Püppchen ist, deshalb ist die Emanzipation grundsätzlich sehr zu begrüßen. Ich meine die Emanzipation von Vorurteilen und Klischees, von überholten Sitten und Gebräuchen, nicht jene von ethischen Werten und zwischenmenschlichen Bindungen, die Simone de Beauvoir propagierte. Emanzipation, in einem umfassenden Sinn, könnte als Reifungsprozeß verstanden werden. Sie führt zu Freiheit und Selbständigkeit, aber auch zu der Fähigkeit, Bindungen einzugehen, Freundschaft zu schließen.

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Insgesamt bietet uns die Bestandsaufnahme zwei Ergebnisse. Erstens sind Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen in der Menschheitsgeschichte immer wieder aufgetreten (und treten auch weiterhin auf). Es fällt nicht schwer, Fakten und Zitate zusammenzutragen, die beweisen, wie oft Frauen nicht gerecht, nicht ihrer Würde entsprechend behandelt wurden (und werden). Zweitens sind die Bestrebungen, diese Mißstände zu lösen, mit oft unterschiedlichsten Zielen verfolgt worden, wie an dem Gegensatz von gemäßigter Frauenbewegung und radikalem Feminismus zu sehen ist. Nun stellt sich erneut die Frage nach dem richtigen Verständnis von Mann und Frau und ihrem Verhältnis zueinander. Und es ist zu vermuten, daß der christliche Glaube viel hierzu sagen kann - gerade wenn man bedenkt, in welch hohem Maße Christus selbst die Frau aufgewertet hat.

5. Gleich in Verschiedenheit

Zunächst sind Mann und Frau natürlich in ihrem Menschsein gleich. Dies gilt als notwendige Voraussetzung für alles weitere Reden über die Geschlechter.

Im Schöpfungsbericht der Genesis heißt es unmißverständlich, daß Gott den Menschen - Mann und Frau - nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat.[66] Dies besagt: Beide Geschlechter sind gemeinsames Bild des Ursprungs; beider Würde ist in Gott begründet. Beide haben denselben Wesensgrund, sind vernunftbegabt und frei; beide haben die Gestaltung der Erde als gemeinsamen Auftrag erhalten, und beide besitzen eine letzte Unmittelbarkeit zu Gott allein. Sowohl der Mann als auch die Frau sind, christlich gesprochen, von Gott um ihrer selbst willen geliebt, und gerade darin besteht ihre Würde. Zumindest in unseren Breitengraden herrscht wohl heute Konsens darüber, daß der Doppelauftrag, über die Welt zu herrschen und fruchtbar zu sein, an beide gerichtet ist, - nicht der erste Teil an Adam, der zweite an Eva.

Ob im Haus oder in der Öffentlichkeit, überall kann sich die Frau entfalten; überall kann sie aber auch eng und gehemmt werden. So ist beispielsweise eine übertriebene Gewissenhaftigkeit in den Hausarbeiten nicht nur schädlich für die psychische Verfassung der Frau, sondern belastend für die ganze Familie. Nicht umsonst gibt es im Deutschen das Wort "Putzteufel". Damit bezeichnet man Frauen, die in ihrem blitzblanken, vor Ordnung erstarrten Haus keine einzige Ecke haben, in der die Kinder spielen dürfen. Eine bekannte Psychologin erzählte sogar einmal von einer Frau, die "fünf Stunden pro Tag am Hochglanz ihrer Küche putzte, den täglichen Abwasch und das Kochen aber in mühsamer Mehrbelastung im Keller erledigte, weil sie die Beschmutzung ihrer Küche einfach nicht ertragen konnte."[67] Diese Frau ist vielleicht deshalb krank geworden, weil sie unterfordert war oder nur wenig Sinn in ihrem Leben entdecken konnte. Sie wurde natürlich in psychotherapeutische Behandlung geschickt. Andererseits kann man aber auch nicht sagen, daß die berufstätigen Frauen unbedingt immer an jener "Humanisierung der Gesellschaft" beteiligt seien, die so dringend gefordert wird - und auch schon zu einem Schlagwort geworden ist.

Die Genesis betont übrigens nicht nur die Gleichheit der Geschlechter. Sie hebt auch hervor, daß Mann und Frau dazu bestimmt sind, füreinander dazusein. Bei der "Hilfe", von der in diesem Zusammenhang die Rede ist,[68] handelt es sich natürlich um eine gegenseitige: Der Mann ist eine Hilfe für die Frau, und diese ist eine Hilfe für den Mann. Beide können sich zu einem glücklichen Leben "verhelfen", in bestimmter Weise also ergänzen. Denn ihr Menschsein ist - bei völlig gleichem Rang und gleicher Würde - auf verschiedene Art ausgeprägt. Der Schöpfungsbericht bezeugt, daß die geschlechtliche Differenz von Anfang an existiert. Sie ist nicht unwesentlich oder nachträglich, nicht nur Ausdruck gesellschaftlicher Prägung, sondern stammt von der Absicht des Schöpfers selbst, von dem göttlichen Willen zum Mann und zur Frau. Die Geschlechtlichkeit ist folglich nicht eine bloße Bedingung, die auch fehlen könnte, und sie ist auch nicht irgendeine Wirklichkeit, die nur auf den leiblichen Bereich zu begrenzen wäre. Mann und Frau ergänzen sich in ihrer je spezifischen leiblich-seelisch-geistigen Natur. Beide besitzen Wertqualitäten, die ihnen eigen sind, und jeder ist dem anderen in seinem Bereich überlegen, was tatsächlich durch die psychologischen und medizinischen Forschungen immer wieder bestätigt wird.[69]

Ich kann in der Ergänzungsfähigkeit (und Ergänzungsbedürftigkeit) der Geschlechter durchaus nichts Diskriminierendes erblicken. Gleichheit zur Bedingung für Gerechtigkeit zu machen, wäre ein grober Irrtum. Der Hauptschüler ist nicht der schlechtere Gymnasiast, sondern der anders befähigte, aber gleichberechtigte Schüler. Die Frau ist nicht der schlechtere Mann; Unterschiede sind nicht mit einem Minus zu werten. Vielmehr müssen wir die Gleichrangigkeit des Unterschiedlichen entdecken. Der Sinn für Unterschiede ist nach dem Philosophen Jörg Splett sogar ein "Gradmesser für die Kultiviertheit des Menschen überhaupt". Splett erwähnt in diesem Zusammenhang "ein altes chinesisches Sprichwort, das sagt, die Weisheit beginne damit, dem anderen sein Anderssein zu vergeben."[70] Nicht ununterschiedene Harmonie, sondern eine gesunde Spannung zwischen den je anderen Polen macht das Leben interessant und reich.

Natürlich gibt es nicht "den" Mann oder "die" Frau; aber es gibt wohl doch einige Unterschiede in der Verteilung bestimmter Fähigkeiten. Es kann zwar kein einziges psychologisches oder geistiges Merkmal festgestellt werden, das ausschließlich einem Geschlecht zukommt; doch es gibt offensichtlich Eigenschaften, die besonders häufig und besonders ausgeprägt bei Männern auftreten, und andere, die besonders Frauen betreffen. Diese zu benennen, ist eine höchst schwierige Aufgabe. Ich habe mir manchmal die Frage gestellt, ob es überhaupt irgendwann möglich sein wird, mit wissenschaftlicher Genauigkeit zu sagen, was "typisch männlich" oder "typisch weiblich" ist; denn die beiden großen Formgeber, Natur und Kultur, sind aufs engste ineinander verwoben. Die Tatsache allerdings, daß Männer und Frauen auf verschiedene Art die Welt erleben, Aufgaben bewältigen, fühlen, planen und reagieren, ist für jeden Menschen wohl auch ohne Wissenschaft spürbar und erkennbar. Im folgenden möchte ich kurz einige Fakten zusammentragen, die in den entsprechenden Diskussionen immer wieder genannt werden.

Öfter wird darauf hingewiesen, daß Männer im allgemeinen zwar die physisch Stärkeren sind, Frauen aber mehr seelische Stärke, mehr innere Widerstandskraft besitzen. Sie sind psychisch oft belastbarer als ihre Ehemänner und Kollegen, können Streßsituationen besser aushalten und verfügen über mehr Flexibilität, sich an neue Situationen anzupassen.

Frauen denken, fühlen und planen im allgemeinen ganzheitlicher als Männer. Daher sind sie oft seelisch sicherer, beständiger; und daher vermögen sie, ihren Mitmenschen Halt zu geben. Nicht selten bewahren sie andere davor, zwischen Intellekt und Trieben zerrissen zu leben.

Manchmal scheint es, daß Männer aggressiver als Frauen seien. Doch das heißt sicher nicht, das weibliche Geschlecht sei lediglich sanft und süß. Die Formen der Aggressivität sind nur verschieden. Frauen streiten sich eher verbal, mit Getuschel und Gezänke, während Männer viel weniger vor physischen Auseinandersetzungen zurückschrecken. Doch auch dies ist in letzter Zeit im Wandel begriffen. Der feministisch getönte Zeitgeist gesteht den Geschlechtern die gleiche Art der Initiativen zu, und daß eine Frau gewalttätig wird, ist längst keine Ausnahme mehr. In Frankreich soll bereits ein "Interessenverband geprügelter Männer" gegründet worden sein. Und daß es unter den Terroristen zahlreiche Frauen gibt, ist auch bekannt.

Schließlich ist man sich weitgehend einig, daß es leichter ist, die Absichten eines Mannes als die einer Frau zu erfassen. Frauen neigen eher zur Kompliziertheit; ihr Verhalten kann höchst undurchsichtig sein. Deshalb hat man je nach Perspektive vom "Rätsel" oder auch vom "Mysterium der Frau" gesprochen.

6. Das Spezifische der Frau

Was bedeutet es nun, eine Frau oder ein Mann zu sein? Wodurch unterscheiden sich die Geschlechter? Der Hinweis auf einige oberflächliche Verhaltensweisen mag zu denken geben, kann aber durchaus nicht zufriedenstellen. Sucht man nach dem letzten Grund der Geschlechterdifferenz, dann kann es nur eine Antwort geben: Der Mann ist fähig zur Vaterschaft, die Frau ist fähig zur Mutterschaft. Dabei lassen sich die entsprechenden Begabungen nicht einfach nur auf den physischen Bereich beschränken. Sie sind im seelich-geistigen Bereich dem Menschen zur Entfaltung aufgegeben. So etwa haben zahlreiche Denker immer wieder auf die Notwendigkeit der "geistigen Mutterschaft" hingewiesen, womit sie der Frau Personennähe, Realitätsbezug, Einfühlungsvermögen, Gespür für die seelischen Bedürfnisse anderer Menschen und innere Stärke zuerkennen. Geistige Mutterschaft bezeichnet, vorsichtig formuliert, eine besondere Liebesfähigkeit der Frau, ein besonderes Talent, auch im turbulentesten Alltag den einzelnen Menschen zu sehen und anzusprechen. Wenn beispielsweise in einem Betrieb ein Mitarbeiter Kopfschmerzen hat, so ist es erstaunlich häufig auch heute eine Frau, die das als erste bemerkt und eine Tablette bringt. Das heißt wiederum nicht, daß Frauen in den Betrieben nur Kaffee kochen und Blumen gießen sollen, daß sie also die häusliche Tätigkeit nur einfach ins Büro zu verlagern haben. Frauen sind den objektiven Forderungen der Arbeit ebenso ausgesetzt wie die Männer. Nicht nur das Herz, auch der Verstand ist angesprochen, wenn von "Mütterlichkeit" die Rede ist. Natürliche Veranlagung und eine umfassende Bildung sind gefordert, die geistbegabte Frau ist gemeint, nicht jene Karikatur, die im Grunde nur sentimental ist und vor lauter Mitleid mit den anderen keine vernünftige Arbeit zustande bringt.

Häufig fällt es Frauen leichter, die Anonymität zu durchbrechen, innere Konflikte aufzuspüren, die Anliegen der anderen mitzutragen. Frauen neigen oft zu einem intuitiven, spontanen Handeln, das nicht einseitig auf Funktionalität und Effektivität ausgerichtet ist. Es fällt ihnen leicht, eine Umgebung zu schaffen, in der man sich wohlfühlen kann. Ist das nun angeboren oder anerzogen, natur- oder kulturbedingt? Das wissen wir nicht! Ich stimme mit dem Psychiater Torelló überein, daß wir im Moment nicht über das notwendige Instrumentarium verfügen, um kulturunabhängige Aussagen zur Geschlechterpsychologie machen zu können.[71] Wir sind uns im Gegenteil bewußt geworden, wie vielschichtig das Thema ist.

Doch wie dem auch sei, jedenfalls sehe ich keinen Grund, die Personennähe der Frau für negativ zu halten und deshalb auszurotten. Im Gegenteil, nicht nur Frauen, auch Männer sollten sich um diese Qualität bemühen. Es wäre wünschenswert, wenn niemand in einem hektischen Berufsalltag vergäße, daß die Menschen Vorrang vor den Sachen haben.

Bei alldem sollte man aber immer wieder neu bedenken, wie außerordentlich schwierig es ist, jene Haltungen zu benennen, die eher für Frauen oder eher für Männer typisch sind. Sie ändern sich (zumindest weitestgehend) in den verschiedenen Epochen und Kulturen. In der bürgerlichen Mittelschicht des 19. Jahrhunderts war man der Meinung, daß Körperkraft, intellektuelle Schärfe und logisches Denken nicht schicklich für die Frauen seien, wie wir gesehen haben. In der vorindustriellen Zeit dachte man begreiflicherweise etwas anders darüber. Wenn man heute bestimmte Verhaltensweisen von einem Geschlecht besonders fordert, kann man vielen konkreten Frauen und Männern unrecht tun, die sich von ihrer natürlichen Ausstattung her mehr zu anderen hingezogen fühlen. Warum beispielsweise sollte eine bestimmte Frau Geschick in der Feinmotorik zeigen, nur weil die meisten Frauen dies tun? Oder wie könnte eine Frau, die in ihrer Kindheit schwere, noch nicht geheilte seelische Verletzungen erlebt hat, belastbarer sein als ihr gesunder Ehemann?

Außer dem Geschlecht gibt es zweifellos noch viele andere Faktoren, die für unsere Persönlichkeitsstruktur verantwortlich sind. Daher ist es eine wichtige Aufgabe für jeden, die eigene Individualität zu entdecken. Denn jeder Mensch hat seine eigene, unwiederholbare Art und Weise, Mann oder Frau zu sein. Eine Frau unterscheidet sich ja nicht nur von einem Mann, sondern auch von jeder anderen Frau (wie natürlich auch ein Mann von jedem anderen Mann).

Ich denke, es geht nicht darum, daß die Männer "männlicher" und die Frauen "weiblicher" werden (und auch nicht um das Gegenteil), sondern daß beide "personaler" leben. "Personaler", das heißt originaler, selbständiger, nicht ständig bedacht auf das, was "man" tut, was "alle" denken, sondern immer mehr bereit, in Freiheit die Verantwortung für das eigene Denken und Fühlen, Urteilen und Handeln zu übernehmen.

7. Schlußbemerkung

Aus dem Gesagten ergibt sich zweierlei für die "Frauenfrage":

1. Gleicher Rang und Ebenbürtigkeit der Geschlechter sind unbedingt zu verteidigen. Jeder, dem die Gerechtigkeit in der Welt ein Anliegen ist, muß sich klar und eindeutig auf die Seite derjenigen stellen, die sich für die legitimen Rechte der Frauen einsetzen: für eine adäquate Ausbildung, für politische und soziale Gleichberechtigung, für Arbeit unter menschenwürdigen Bedingungen. Dies ist zwar in der westlichen Welt weitgehend erreicht, aber in den Ländern der dritten Welt noch lange nicht. Und auch da, wo die Frau offiziell gleichberechtigt ist, bleibt noch viel zu tun, um Stereotype und Vorurteile auszurotten - und um die Gleichstellung de facto zu erringen. Darum, wie gesagt, bemüht sich der sog. "freiheitliche" oder auch der "christliche" Feminismus, der - von seiner Grundidee her - eine Aktualisierung der früheren Frauenrechtsbewegung ist.

2. Bei aller Befürwortung und Unterstützung der Frauenrechtsbewegungen ist dem radikalen Feminismus dagegen eine Absage zu erteilen. Auch wenn er vorgibt, die Frau zu fördern, so zerstört er sie in Wahrheit zutiefst. Denn Einheit und Gleichwertigkeit von Mann und Frau heben die Verschiedenheit nicht auf. Natürlich sind die weiblichen (wie die männlichen) Eigenschaften bis zu einem gewissen Grad wandelbar, können aber nicht vollends übergangen werden. "Es gibt da einen Rest von Determiniertheit..., der sich nicht mehr ohne Krampf und Selbstverleugnung aufheben läßt."[72] Weder eine Frau noch ein Mann kann gegen die eigene Natur angehen, ohne unglücklich zu werden. Der radikale Feminismus gibt daher, so denke ich, eine falsche Antwort auf erlittenes Unrecht; statt die Kränkungen und Verwundungen zu heilen, scheint er diese viel eher noch zu vertiefen.

Nun ist eine letzte Klarstellung erforderlich: Ich habe Frauenrechtsbewegungen und Feminismus aus Gründen der Übersicht getrennt, um deutlich zu machen, daß sie in einem jeweils verschiedenen Welt- und Menschenbild gründen: Frauenrechtliche Forderungen sind mit einem christlichen Selbstverständnis vereinbar; mehr noch, sie sind vom Christentum her zu legitimieren. Denn als Gott den Menschen als Mann und Frau schuf, gab er beiden dieselbe Freiheit und dieselbe Würde, und er bestimmte beide gemeinsam dazu, über die sichtbare Natur zu herrschen. Leider kam es zum Bruch zwischen Mensch und Gott, als Folge auch zu Störungen in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Die dann anzutreffende Unterdrückung der Frau zeigt eine falsche Entwicklung in der Gesellschaft, die unbedingt zu korrigieren ist. Sie muß mit allen Kräften bekämpft werden. Radikalfeministische Forderungen dagegen betrachten den Menschen nicht als Werk Gottes, eher als Zufallsprodukt oder Selbstentwurf. Sie gründen im atheistischen Existentialismus, den Simone de Beauvoir auf das weibliche Dasein übertragen hat, und sind vor allem von marxistischen und neomarxistischen Gruppen auf der ganzen Welt propagiert worden. Der Mensch, so wird von diesen Gruppen betont, sieht sich in bestimmte soziokulturelle und ökonomische Gegebenheiten gestellt, wenn er ins Leben tritt; er kann (und muß) Stellung dazu beziehen, sein Ich im Rahmen der ihn umgrenzenden Möglichkeiten entfalten und sich schließlich zu dem machen, was er will. Dabei ist er niemandem verpflichtet als sich selbst. Er kennt keinen Schöpfergott, keinen transzendenten Sinn, kein Fortleben nach dem Tod. Das Dasein auf dieser Erde kann aus dieser Perspektive natürlich nicht heiter-gelassen angenommen werden. Es wird zum zwanghaften und schließlich verzweifelten Versuch, sich durchzusetzen, zu behaupten - zu "verwirklichen". Dabei ist selbstverständlich "alles erlaubt", was der Realisierung eigener Pläne und Ideen, was der Befriedigung unmittelbarer Bedürfnisse dient - wer sollte es denn verbieten?

Das Schwierige ist nun, daß man diese beiden kurz dargestellten Richtungen, die im Grunde entgegengesetzt sind, fast überall gemeinsam antrifft. Schon in der Frauenrechtsbewegung waren radikal-feministisch eingestellte Frauen. Und auch heute gibt es zahlreiche Frauen, die überall in der Welt für eine gerechte Anerkennung ihrer Würde eintreten, die für Gleichberechtigung in allen gesellschaftlichen Bereichen verdienstvoll kämpfen, ohne sich radikal-feministischer Parolen zu bedienen. Doch in fast jeder Debatte, in fast jedem Thesenpapier oder Programm mischen sich die so notwendigen Forderungen nach Menschenrechten für die Frau mit radikalfeministischen Gedanken. Unterschiedliche, selbst gegensätzliche Ansprüche gehen quer durch so manches menschliche Herz, quer durch Gruppierungen und Parteien hindurch. In jedem einzelnen Fall wird daher klar zu unterscheiden sein, was an den Forderungen legitim und was aus einer christlichen Weltsicht heraus nicht zu verantworten ist.

Bei alldem denke ich übrigens nicht, daß das eigentliche Problem unserer Zeit in der Befreiung der Frau oder des Mannes, der Geschlechter zueinander oder voneinander weg besteht. Wenn wir uns zu sehr mit diesen Themen befassen, meine ich, dann laufen wir in die falsche Richtung. Ein zu intensives Grübeln über die eigene Selbstverwirklichung führt genau zum Gegenteil von dem, was man möchte: Es führt in Krampf und Egozentrik. Die vielfach angebotenen Therapien scheinen mir die Krankheit selbst zu sein. C.S. Lewis charakterisiert die Situation sehr gut, wenn er schreibt: "Das Spiel besteht darin, alle mit Feuerlöschern umherjagen zu lassen, wenn in Wirklichkeit eine Überschwemmung hereinbricht, oder alle auf jene Seite des Schiffes drängen zu lassen, die schon Dollbord unter Wasser ist."[73]

Das eigentliche Problem unserer Zeit liegt meines Erachtens nicht in der Emanzipation, sondern in der Identität. Ich meine jetzt nicht die Identität der Geschlechter, sondern denke, wir müssen eine Ebene tiefer gehen: Die Identität des Menschen selbst ist vielen völlig unklar, und deshalb herrscht so viel innere Zerrissenheit, Resignation und oberflächlicher Aktivismus. Wer bin ich? Wer ist der Mensch? Woher komme ich und wohin gehe ich? Welches ist der Sinn meines Daseins? Warum lebe ich überhaupt? Wenn eine Frau diese Fragen einigermaßen klar beantworten kann, dann wird sie ruhig, und ihr Verhalten gewinnt eine natürliche Sicherheit. Sie löst sich von unnötigen Abhängigkeiten, entdeckt ihre eigenen Begabungen und ist bereit, ihre Talente in den Dienst der anderen zu stellen. Eine wirklich emanzipierte Frau ist sich ihrer persönlichen Eigenständigkeit ebenso bewußt, wie sie die der anderen problemlos akzeptiert. Sie leidet nicht an der "Sucht, gebraucht zu werden", schwankt nicht hin und her zwischen Bewunderung und Bevormundung der anderen, hat weite Horizonte (sieht also nicht nur die eigenen vier Wände). Sie hat andererseits aber auch nichts dagegen, sich für das Glück ihrer Familie (oder anderer Menschen) zu verausgaben. Kurz gesagt, sie findet neue Wege, auf denen Selbstbewußtsein und Selbstlosigkeit gleichermaßen gelingen. Doch das zu erläutern, führt hier zu weit. Es gehört wohl auch eher in die persönliche Besinnung.


Jutta Burggraf

[1] Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti, 4.Aufzug, 3. Auftritt.
[2] Aristoteles: Politik I, II.
[3] Vgl. Tacitus: Germania, XVIII und XIX.
[4] Vgl. Sarah B. Pomeroy: Frauenleben im klassischen Altertum, Stuttgart 1985.
[5] Vgl. Euripides, Iphigenia Aul. 1406 (1373), Hyppolytos 612 ff.
[6] Vgl. Ovid, Amores I,8,43; III,4,37.
[7] Peter Ketter: Christus und die Frauen, Bd. I, 4. Aufl. Stuttgart 1948, S. 4 f.
[8] Vgl. Georg Siegmund: Die Stellung der Frau in der Welt von heute, Stein am Rhein 1981, S. 54.
[9] Joh 4,27.
[10] Vgl. Joh 4,7-26.
[11] Martin Luther: Werke, Weimarer Ausgabe Bd. I, Tischreden, S. 288.
[12] Vgl. ders., Weimarer Ausgabe Bd. XI, Briefe, 28.07.1545.
[13] Vgl. Hedwig Dohm: Emanzipation, Zürich 1977, S. 31.
[14] Fénelon: De l'éducation des filles, Kap.10.
[15] Ebd., Kap.7.
[16] Jean-Jacques Rousseau: Emile ou de l'éducation, 1762. - Deutsch: Emile oder über die Erziehung, Paderborn 1971, S.81.
[17] Johann Gottfried Herder an Caroline Flachsland, Straßburg, den 20.9.1770.
[18] Encyclopédie 1756, zitiert bei Friederike J. Hassauer-Roos: "Das Weib und die Idee der Menschheit, in: Annette Kuhn, Jörn Rüsen (Hrsg.): Frauen in der Geschichte III, Düsseldorf 1983, S. 468.
[19] Encyclopédie 1765, ebd., S. 256.
[20] Olympe Marie de Gouges: Deklaration der Frauenrechte, zitiert bei Hannelore Schröder (Hrsg.): Die Frau ist frei geboren. Texte zur Frauenemanzipation, Bd. I, München 1979, S. 38.
[21] Olympe de Gouges wurde offiziell nach Artikel I des Gesetzes vom 29.3.1792 umgebracht: "Wer auch immer Schriften verfaßt oder gedruckt hat, die auf die Zersetzung der Volksvertretung, auf die Wiederherstellung des Königtums oder irgendeiner anderen Macht abzielen, die gegen die Souveränität des Volkes gerichtet ist, sei mit dem Tode bestraft." Zeitgenössische Kommentare machen deutlich, daß man die Verurteilung in weiten Kreisen als einen Willkürakt Robespierres betrachtete, der die Emanzipationsbewegung der Frauen zu unterdrücken strebte. Vgl. Olympe de Gouges: Oeuvres. Présentées par Benoíte Groult, Paris 1986, S.56 ff.
[22] Vgl. Mary Wollstonecraft: A Vindication of the Rights of Woman, London 1792. - Deutsch: Eine Verteidigung der Rechte der Frau, Dresden-Leipzig 1899; Neuaufl. Zürich 1978, Bd.I, S.101-113.
[23] Vgl. Mary Wollstonecraft: Eine Verteidigung der Rechte der Frau, a.a.O., Bd.I, S.101-113.
[24] Ich beziehe mich auf eine Ausstellung, die 1996 in Münster/Westf. eröffnet wurde und bezeichnenderweise den Titel trug: "Als die Frauen noch sanft und engelgleich waren". Diese Ausstellung war unterhaltend, aber auch tendenziös. Ein Phänomen, das es tatsächlich gegeben hat - Minderbewertung der Frau - wurde aus dem Gesamt herausgelöst, verallgemeinert und übertrieben. Man sollte sich aber nicht über die Verallgemeinerungen aufregen, sondern den wahren Kern betrachten, der darinsteckt.
[25] Vgl. Als die Frauen noch sanft und engelgleich waren, hrsg. von Hildegard Westhoff-Krummacher, Münster 1996, S.14.
[26] Vgl. ebd., S.15.
[27] Ernst Moritz Arndt: Fragmente über Menschenbildung, (1805), hrsg. von Friedrich Mann, Langensalza 1904, S.187.
[28] J.H. Campe: Väterlicher Rat für meine Tochter, Braunschweig 1788; Reprint Paderborn 1988, S.196.
[29] Ernst Moritz Arndt: Fragmente über Menschenbildung, a.a.O., S.195-197.
[30] Vgl. Adolf Freiherr von Knigge: Briefe über Erziehung, Frankfurt 1784.
[31] Mary Wollstonecraft: Eine Verteidigung der Rechte der Frau, a.a.O., Bd.I, S.161; Bd.II, S.29.
[32] Caroline Schlegel, zitiert bei Barbara Beuys: Familienleben in Deutschland. Neue Bilder aus der deutschen Vergangenheit, Reinbek 1980, S.340.
[33] Damen-Conversationslexikon (10 Bände 1834-1836), gekürzter Nachdruck Berlin 1987, S.163.
[34] Wilhelm Heinrich Riehl: Die Familie, Stuttgart 1855, S.86.
[35] Ich beziehe mich wiederum besonders auf die erwähnte Ausstellung in Münster 1996.
[36] Mary Wollstonecraft: Verteidigung der Rechte der Frauen, a.a.O., Bd.I, S.239.
[37] Friedrich Schleiermacher in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, dargestellt von F.W. Kantzenbach, 2.Aufl. 1974, S.72.
[38] Vgl. C. Helm: Backfischchens Leiden und Freuden, Leipzig 1872.
[39] Amalie Holst: Über die Bestimmung des Weibes zur höheren Geistesbildung, Hamburg 1802.
[40] Auf die Situation der Frauen aus den unteren Schichten der Gesellschaft kann ich im Rahmen dieser Arbeit nicht eingehen. Pestalozzi zeigte in seiner Schrift "Gesetzgebung und Kindermord" viel Verständnis für sie. So erhob der bekannte Pädagoge beispielsweise Einspruch dagegen, daß arme Frauen gelyncht wurden, die ihre Kinder nach der Geburt töteten. Er wies darauf hin, daß auch den beteiligten Männern Strafe gebühre.
[41] Friedrich Nietzsche: Werke, Darmstadt 1963, Bd. II, S. 1105.
[42] Ders.: Also sprach Zarathustra, in: Gesamtausgabe VI, Leipzig 1907, S. 97.
[43] Ders.: Jenseits von Gut und Böse, Nr. 238, in: Gesamtausgabe VII, Leipzig 1905, S. 196.
[44] Ebd., Nr. 239, S. 198.
[45] Worte Nietzsches in: Würzbach, F. (Hrsg.): Das Vermächtnis Friedrich Nietzsches, Salzburg-Leipzig 1940, S. 598.
[46] Friedrich Nietzsche: Menschliches. Allzumenschliches, 1. Bd., Nr. 416, in: Gesamtausgabe II, Leipzig 1903, S. 311.
[47] Vgl. Virginia Wolf: A room of one's own.
[48] Vgl. Christa Bürger; Birgit Diefenbach (Hrsg.): Bettina von Arnim. Ein Lesebuch, Stuttgart 1987, Brief an Caroline von Günderode, S.137 f.
[49] Vgl. Listen der Ohnmacht. Zur Sozialgeschichte weiblicher Widerstandsformen, Frankfurt/M. 1981.
[50] Vgl. Oscar Stillich: Die Lage der weiblichen Dienstboten in Berlin, Berlin 1902.
[51] Theodor Gottlieb von Hippel: Über die bürgerliche Verbesserung des Weibes, 1792, in: Hannelore Schröder (Hrsg.): Die Frau ist frei geboren, München 1979, S. 38.
[52] Vgl. Hedwig Dohm: Emanzipation, a.a.O., S. 42.
[53] Ebd., S. 60.
[54] Vgl. Elisabeth Desai: Kinder? Höchstens 1! Hamburg 1985, S. 20.
[55] Simone de Beauvoir: Interview von Alice Schwarzer, in: Der Spiegel 15 (1976), S. 195; vgl. auch Simone de Beauvoir: "Alles in allem, Reinbek 1974, S. 450.
[56] Vgl. dies. in ihrem Hauptwerk: Le Deuxième Sexe, Paris 1949; deutsch: Das andere Geschlecht, Hamburg 1951, S. 409 ff.
[57] Vgl. dies.: Das andere Geschlecht, S. 697.
[58] Anke Martiny: Poesie-Album, in: Informationen für die Frau, 37 (1988) Nr.9, S. 13.
[59] Herbert Marcuse: Marxismus und Feminismus, in: Jahrbuch Politik 6 (1974), S. 86.
[60] Vgl. Alice Schwarzer: Frauen gegen den § 218, 2.Aufl., Frankfurt a.M. 1971.
[61] Alice Schwarzer: Der kleine Unterschied und seine großen Folgen, Frankfurt a.M. 1975.
[62] Ebd., S.206 f.
[63] Ebd., S.208 f.
[64] Ebd., S.200.
[65] Vgl. den Artikel von Siegfried Helm: Leiden unter dem Status des Lustobjekts, in: Die Welt, 23.3.1996.
[66] Vgl. Gn 1,27.
[67] Christa Mewes: Was unsere Liebe vermag, Freiburg-Basel-Wien 1982, S.286.
[68] Vgl. Gn 2, 18-25.
[69] Vgl. etwa Beatrice Flad-Schnorrenberg: Der wahre Unterschied, Freiburg 1978; Ferdinand Merz: Geschlechtsunterschiede und ihre Entwicklung, Lehrbuch der differentiellen Psychologie, Bd. III, Göttingen 1979.
[70] Jörg Splett: Der Mensch. Mann und Frau, Frankfurt 1980, S.18.
[71] Vgl. Johannes B. Torelló: Wer ist wer in der Familie? Wien 1995, S.56 f.
[72] Barbara Sichtermann: Wer ist wie? Berlin 1987, S. 27.
[73] C.S. Lewis: Dienstanweisung für einen Unterteufel, 23. Aufl. Freiburg 1983, S.109.